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Escursioni - NASA-Tour
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Von „Return to Flight“ zu „Return to the Moon“
Epochenwechsel nach 20 Jahren SpaceEducation
von Ralf Heckel

Fotos Cosmas Tagebuch  Rovernauts Startberichte  Raumfahrt Concret  Werner-Heisenberg-Gymnasium

sts121artemisvideoGestern Nacht um 1:47 Uhr startete Artemis 1 als hellste Rakete aller Zeiten in Richtung Mond. Ich war mit einer Handvoll Schülern aus 3 Kontinenten dabei. Sie alle ringen derzeit nach Worten und versuchen ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Das ist gar nicht einfach. Es war ihr erstes Starterlebnis einer Riesenrakete. Das ganze Jahr 2022 auf Standby, zwei transatlantische Reisen, en abgesagter Startversuch wegen Hurricane Ian, Vorträge auf dem 37. Tag der Raumfahrt, durchwachte Nächte nach langem Flug und Nacharbeiten des Schulstoffs, Jetlag und Aufregung versetzten alle in eine Trance, die dem Gefühl gleicht, als wäre man ein Tiefseeboot.

Aber das ganze geht 20 Jahre zurück. Im Herbst vor genau 20 Jahren rief Professor Dr. von Puttkamer an und sagte: „Ich in gerade in Leipzig und wenn Sie wollen, können wir uns treffen.“ Frisch verliebt mit Yvonne kamen wir in das Hotel Fürstenhof und hörten uns an was der Professor zu sagen hatte. „Wir bauen demnächst die ISS aus und dafür brauchen wir die Jugend, den eines Tages wollen wir zurück zum Mond. Wenn Sie Ihre Sache gut machen und sich von diesem Ziel nicht abbringen lassen, dann verspreche ich Ihnen, dass Sie mit einer neuen Generation von Space Explorern dabei sein werden.“ Damals klang das zu fantastisch um wahr zu sein. Dennoch sollte es 20 Jahre dauern, bis dieses Versprechen im Gegenzug solider Nachwuchsarbeit um den ganzen Globus wahr werden sollte.

Schritt für Schritt setzten wir die Ideen des Professors um bis dann im Gegenzug auch von ihm Tore bei NASA geöffnet wurden. Das erste Startfenster öffnete sich drei Jahre später mit einer Einladung zum Shuttlestart am Cape Canaveral. „Return to Flight“ nannte man den Flug der Discovery die als erstes Space Shuttle nach dem Absturz der Columbia den Flugbetrieb wieder aufnahm. Pilotin Eileen Collins läutete damit auch das Weltraum-Zeitalter der Frauen ein. Seitdem wurde die Raumstation ISS ausgebaut und vor 10 Jahren flog der letzte der stolzen Schwäne. Wir sahen 3 Starts und eine Landung zumeist mit Schülern im Schlepptau. Wir stellten das erste internationale Team auf der NASA Roverchallenge, holten Preise und begeisterten mit aufwendigen Reisen durch die Welt tausende Schüler aus denen wiederum hunderte Teams hervorgingen. Alles immer mit den Worten des Professors: „Ihr müsst Trailblazer sein und Verantwortung für die Nachfolgende übernehmen!“ So geschah es bis zum 50. Jahrestag von Apollo 11, mit dem 3. Weltmeister-Titel. Unsere stärksten Teilnehmer sind die Mädchen. Sie sitzen vorn auf dem Pilotensitz, nicht nur bei der Roverchallenge.

Die Astronautinnen aber zogen auch an Bord der ISS ein, man diskutiert über die erste Frau auf dem Mond und in der Orion-Kapsel nun sitzt „Helga“, ein Astronauten-Dummy aus Deutschland. Astronautin Pamela Melroy, mit der wir 2005 noch gemeinsam ein und dasselbe Hotel bewohnten, ist heute stellvertretende NASA-Administratorin. Deshalb sind auch heute mehr Mädchen als Jungs mit mir am Banana Creek, fiebern der startenden Rakete hinterher und hören den Anweisungen der ersten Flugleiterin der Geschichte zu, Frau Charlie Blackwell-Thompson.

campusobservatoryYvonne und ich haben in den letzten 20 Jahren und besonders zwischen diesen beiden Starts nicht nur einen Campus aufgebaut der exakt für diese Artemis-Generation (junge Leute im Gegensatz zur heute sich im Rentenalter befindlichen Apollo-Generation) geschaffen ist, sondern haben neben den eigenen 3 Kindern weitere ca 300 internationale Schüler auf diesen Weg gebracht. 2 von ihnen sind heute mit uns dabei. Es sind 2 junge Frauen, beide Ingenieurinnen. Die eine, Valeria (24), ist inzwischen bei Tesla Ingenieurin und arbeitet am Cybertruck. Die andere, Sakurako (27), ist nun Pilotin und Ingenieurin. Sie zielt auf eine Astronautinnen-Karriere bei ihrer Heimatagentur JAXA. Andere sind Raumfahrtingenieure geworden, Unternehmer, Manager, Lehrer oder gute Handwerker. Jasleen aus Indien arbeitet inzwischen bei Boeing in Houston. Firine, die Pilotin unseres NASA Roverchallenge-Gewinnerteams von 2019 im 50. Jahr von Apollo 11, studiert seit diesem Jahr Raumfahrtingenieurwesen an der TU-Delft.

ilafreeNun nach der Pandemie starten wir mit einer ganz neuen Generation durch. Deshalb sind Cosma (15) und Arthur (17) dabei als Vertreter der Highschools die ihre Erlebnisse bewusst weitergeben können. Das haben beide schon hervorragend getan, letzte Woche am 37.Tag der Raumfahrt, vor dem NASA Associated Administrator des Artemis-Programms, James Free. Wir planen nun mit ihnen bis 2026 mehrere Welt-Tourneen durch zahlreiche Schulen im Rahmen eines eigenen Botschafter-Programmes ähnlich Work & Travel für Raumfahrt. Da sind Partner in 30 Ländern auf unserer Liste abzuarbeiten. Als kleinste Vertreter haben wir Jesco (8) und Valencia (11) dabei. Sie geben ihre Erlebnisse spielerisch in den Grund- und Sekundarschulen weiter.

Das alles sind Ergebnisse vor denen man sich nicht verstecken muss, so steinig dieser Weg auch war und so viele Rückschläge es auch gab. Sie sind das Ergebnis solider Arbeit bei der nicht gekleckert werden darf. Und wie bei allen erfolgreichen Bemühungen, haben unsere auch schon ihre Neider. Aber dazu später. Ich sehe dies als Herausstellungsmerkmal und Auszeichnung von Leuten die vor der Notwendigkeit „den schweren Weg gehen zu müssen“ kapitulieren. Unser einstiger Gastgeber von 2005, der damalige Astronaut und Administrator der bemannten US-Raumfahrt, Bill Ready, ist heute noch unser Berater im Rücken.

Jetzt aber sitzt unsere kleine 4-köpfige Gruppe im Beachside Hotel von Cocoa Beach und schreibt die Erlebnisse des gestrigen Tages auf. Auch ich versuche mich darin.

Weblink:
Erlebnisbericht aus 2005 „Return to Flight“, damals im Radisson Cocoa Beach entstanden