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Weltreisen - 2023-2024 Rovernauts on Tour
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Aller Anfang ist schwer - Abflug nach Indien

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26.09.2023, Arthur Sommer

Der große Tag ist gekommen. Das erste multinationale soziale Jahr vom International Space Education Institute wurde heute Morgen mit den Unterschriften von Ralf Heckel, Navdeep Singh und mir besiegelt.

Mein Vater erklärte sich bereit, uns, Navdeep und seine drei Schüler sowie mich zum internationalen Flughafen Frankfurt zu fahren. Vorher wurden noch die Auszeichnungen für das späte Sommercamp überreicht, und Navdeep für 8 Jahre Zusammenarbeit mit dem ISEI geehrt.

Nun hieß es Abschied nehmen. Zu meiner tollen Mutti und meinem kleinen Bruder habe ich bereits einen Tag zuvor auf Wiedersehen sagen müssen. Heute war also Cosma, als meine Freundin, zusammen mit allen anderen Heckels dran. Obwohl wir uns bald wiedersehen werden, war dieser Abschied sehr schmerzhaft. Allerdings wird man so eine Erfahrung nicht noch einmal geboten bekommen. Mit Tränen in den Augen bestritten wir die 5-stündige Fahrt. Vom 3 Tage zuvor beantragten Visum immer noch keine Spur.

Mittlerweile tätigte Navdeep einige Anrufe bei den indischen Botschaften in Deutschland. Leider doch recht erfolglos. Nach einiger Sucherei am korrekten Terminal angekommen, parkten wir in der Tiefgarage und brachten unser Gepäck nach oben. Jeder war mit 2 Koffern bepackt. Ich hatte ein Gefühl von Nostalgie und positiver Aufregung erwartet, ähnlich wie in der Vergangenheit. Jedoch wurde ich aufgrund der Ungeklärtheiten immer nervöser. Nach einigen Telefonaten zurück ins Space Hotel und Gesprächen mit den Mitarbeitern stellte sich heraus, dass entgegen den Erwartungen in Indien kein Visum beim Grenzübertritt notfalls kaufbar wäre, sondern das Flugzeug ohne gültiges Visum nicht betreten werden konnte.

Um all den Stress und die Sorgen zusammenzufassen, sind wir nun endlich nach langer Suche in einem Hotel in der Nähe des Flughafens untergekommen. Für mich wird heute noch nicht geflogen. Wir werden erst sehen müssen, wie es weitergeht.

 

29.09.2023, Arthur Sommer

 

Nachdem am Dienstag aufgrund des verspäteten Visums der Flug gescheitert war, gibt es nun am Freitag endlich neue Hoffnung.

Die letzten Tage, Mittwoch und Donnerstag, waren vom Warten und Kommunizieren mit der privaten Visumsagentur geprägt. Leider haben wir den Fehler gemacht, das Visum nicht auf der offiziellen Regierungswebsite zu beantragen, sondern über Dritte. Man lernt aus Fehlern, und hoffentlich wird so ein Desaster nie wieder passieren.

Nach mehreren Anrufen in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo scheinbar der Sitz dieses Drittanbieters liegt, und E-Mails, ob man meinen Antrag beschleunigen könne, erhielten wir unterschiedliche Antworten. Telefonisch hieß es, dass alles bis Freitag fertig sein wird, schriftlich bekamen wir den Zeitraum von 4-5 Arbeitstagen genannt, was offensichtlich viel zu spät wäre.

Daraufhin bemühte ich mich, alles ins Rollen zu bringen. Glücklicherweise funktionierte das Vorhaben, und mir wurde versichert, dass ich eine Express-Behandlung erhalten werde.

Nachdem ich gestern Abend keine Antwort mehr erhalten hatte, machten sich jedoch wieder Sorgen breit. Umso erleichterter war ich, als heute Morgen kurz nach dem Aufwachen eine E-Mail mit meinem bestätigten Visum ankam. Halleluja!

Mein Vater und ich verbrachten die letzten drei Tage daher als "Hotelnomaden" in und um Frankfurt am Main. Das ganze Team wurde von Planänderungen und Wartezeiten geplagt. Zum Glück ist der Stress nun so gut wie vorbei. Bis zum Abflug heute Abend um 20:20 Uhr darf nichts mehr schief gehen, und am Flughafen Delhi erwartet mich Navdeep Singh.

Mittlerweile, über fünf Stunden später, habe ich den Check-In durchlaufen und warte nun darauf, dass ich durch den Sicherheitsbereich gelassen werde. Ich habe mich bereits von meinem Vater verabschiedet und bin nun auf eigene Faust unterwegs.

Da war es also wieder. Dieses Gefühl. Das Reisegefühl? Das Gefühl, kurz bevor man etwas Großes, etwas Erstaunliches erlebt. Das Kribbeln im Bauch beim Achterbahnfahren fühlt sich recht ähnlich an. Zusammen mit ein wenig Nostalgie vom letzten Jahr nach dem Start der SLS-Rakete für Artemis 1, nun jedoch erneut auf dem Weg in ein neues Leben. Es begann auf der Autobahn zum Flughafen, erreichte kurz vor dem Check-In einen Höhepunkt und ist nun wieder etwas abgeschwächt, da ich endlich nicht mehr negativ-nervös sein muss.

Nur noch ein wenig warten, bevor es endgültig losgeht. Ich freue mich schon.

 

Willkommen in Indien

https://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72177720312042079/

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30.09.2023, Arthur Sommer

Heute war mein erster Tag in Indien. Das erste Mal, dass ich so weit im Osten unserer Welt bin. Ich habe Europa noch nie zuvor in diese Himmelsrichtung verlassen. Ich bin total überwältigt, weshalb ich auch nicht weiß, wie ich all diese ersten Eindrücke zu Papier bringen soll. Obwohl es mein erster Tag war, ist doch schon so viel passiert. Ich bin bereits knapp 200 km weit durch Indien gekommen und habe noch nicht einmal einen Bruchteil von dem gesehen, was es hier zu entdecken gibt, aber dennoch war mein Kopf wie überrollt. Ich werde so gut wie möglich versuchen, alle meine Eindrücke, sowie die kuriosen Dinge, die ich gesehen habe, zu teilen, aber im gleichen Moment möchte ich mich kurz fassen, damit meine Berichte nicht zu lang werden.

Da war ich nun. Nach etwa siebeneinhalb Stunden Flug, auf dem hintersten Sitzplatz unseres Flugzeuges, bestehend aus 3 Reihen mit je 3 Sitzen. Fast eine dreiviertel Stunde früher als auf dem Ticket stand, landeten wir am Indira Gandhi International Airport in Neu Delhi. Nach einem Moment Anstehen beim Immigration Center wurde ich durchgelassen und konnte meinen Koffer direkt bei der Gepäckrückgabe abholen. Ich habe noch kurz überlegt, einen Teil meiner Euros gegen indische Rupie einzutauschen, da rief mich bereits Navdeep an und sagte mir, dass er am Ausgang 6 auf mich wartet.

Innerhalb des Flughafens war es doch sehr ruhig, geordnet, kühl und relativ entspannt, was mir jedoch erst in dem Moment auffiel, als ich durch die Türen vom Ausgang 6 nach draußen ging.

Wie aus dem Nichts hupte es beinahe im Sekundentakt, alles wurde laut und vor allem auch warm und schwül. Ich konnte keine 5 Meter gehen, bevor mich eine leicht ominös aussehende Person ansprach, ob ich denn nach einem Taxi suche oder wohin ich möchte. Ich, der von diesem Wechsel ins laute und warme Neu Delhi überfordert war und nach Navdeep suchte, stammelte nur vor mich hin. Kurz darauf fand ich Navdeep, meinen Betreuer und Mentor für Indien. Ein Glück.

Zuerst sah ich nur ihn, doch er sagte mir, dass seine ganze Familie hier war, um mich abzuholen. Seine Frau und Kind, Mama und Papa. Schon sah ich sie aus einer Gruppe Menschen hervorkommen und auf uns zulaufen. Ich war sehr glücklich und habe lange Zeit gelächelt und mich gefreut. Wir gingen zurück zu seinem Auto und verstauten mein Gepäck. Noch dachte ich, dass es doch ähnlicher zu Deutschland sei als gedacht, was sich jedoch in den Minuten und Stunden danach drastisch ändern sollte.

Navdeep hatte mir bereits in Deutschland von der Geburtstagsfeier seiner Schwester erzählt, weshalb es noch einiges zu erledigen gab. Unter anderem mussten noch die Locations begutachtet und final entschieden werden. Und ja, es gibt mehrere Orte, an denen gefeiert wird. Eine indische Hochzeit ist etwas ganz Besonderes, weshalb drei bis fünf Tage am Stück gefeiert wird. Deshalb gibt es auch besonders für diese Anlässe Hotels bzw. Resorts mit großen, weiten Flächen, sowie Schlafzimmern für die Gäste. Bei dieser Hochzeit sollen es wohl etwa 500 Menschen sein. Wir haben uns durch die Einrichtungen führen lassen. Für mich ging alles sehr schnell, und ich habe auch selten ein Wort verstanden. Deshalb habe ich meistens nur gestaunt und geschaut, wie schön alles ist. Im Nachhinein hat mich Navdeep aufgeklärt.

Um von einem Hotel zum nächsten zu gelangen, muss man logischerweise mit dem Auto fahren. Weniger logisch ist für mich der Verkehr. Erstmal fährt man hier auf der linken Straßenseite, was per se nicht schlimm ist, sondern nur etwas Umgewöhnung bedarf. Für mich hat es sich angefühlt, als wäre ich in einer Spiegelverkehrten Welt. Einen großen Teil dazu hat sicherlich auch meine Müdigkeit beigetragen, nachdem ich im Flugzeug nur phasenweise geschlafen habe, und die überwältigende neue Welt, in die ich gekommen bin. Besonders am Verkehr ist, dass es zwar generelle Regeln gibt, sich bloß kaum jemand daran hält. Zum Beispiel bleiben manche einfach inmitten der Straße stehen, um einen Reifen zu wechseln. Andere haben ihr Motorrad am Heck abgesägt und einen Hänger damit verbunden und nun ein Dreirad. Das gibt es natürlich auch als Fahrradversion. Noch verrückter wird es, wenn man sieht, was damit transportiert wird.

Meterhohe und sicherlich auch sehr schwere Säcke, Beutel und mehr werden aufgeladen und mit Gummibändern "befestigt". Dass die Ladung zwar immer noch recht wackelig hinten drauf hängt, stört niemanden. Faszinierend und amüsant zugleich. Immer wenn ich verdutzt reagiert habe, schaut mich Navdeep an, schmunzelt vor sich hin oder sagt mir: "Willkommen in Indien." Es gibt so viel mehr zu sehen im Straßenverkehr, wie zum Beispiel einen LKW mit Discokugel-Blinkern, beinahe jedes Auto hat Schrammen und Kratzer, Tuk Tuks transportieren ganze Gruppen, die nur zur Hälfte auf die Sitze passen, jeder hupt hier jeden an und so weiter.

Nachdem wir am India Gate, vergleichbar mit der Champs-Élysées, vorbeigefahren sind, bin ich recht schnell eingeschlafen. Geweckt wurde ich, als wir beim teuersten und besten Hotel Delhis ankamen. Ein riesiges Gebäude mit großem Parkplatz, sowie eine Parkanlage mit Palmen und Teich.

Irgendwann zwischen 13 und 14 Uhr waren wir fertig und fuhren in Richtung Kurukshetra. Zwischendurch wurden indische Süßigkeiten und Snacks herumgereicht. Eine Knabberei würde ich als Ersatz für Chips bezeichnen, allerdings sind diese stärker gewürzt und vor allem auch etwas schärfer. Bei der Süßigkeit dachte ich zuerst, es sei eine gekochte Kartoffel. Sie hatte die gleiche Farbe und Form. Irgendwoher kenne ich diesen Geschmack, aber ich bin mir nicht sicher. In Deutschland gibt es Karamell und Butter "Moo Moos". Daran hat mich das erinnert, obwohl es etwas völlig anderes ist.

Mit 40°C Außentemperatur fuhren wir weiter. Inzwischen war ich wieder eingeschlafen. Ab und zu spürte ich das ein oder andere Schlagloch oder Bodenwelle, aber das hinderte mich nicht sehr.

Gegen halb 5 Uhr nachmittags hielten wir zum Essen an. Es gab indisches Brot, was wir in Deutschland wohl weniger als Brot, sondern eher als einen dickeren Wrap bezeichnen würden. Ich fand es jedoch sehr lecker. Dazu gab es eine Auswahl an Beilagen, darunter eine Art Linsensuppe oder Brei und, glaube ich, Fetakäse mit geschnittenen Zwiebeln und einer leicht scharfen Soße. Ich wurde von Navdeep und seinem Vater leicht herausgefordert, die grünen Chilis zu essen, die auf dem Tisch standen, ähnlich wie bei uns Salz und Pfeffer. Die erste war harmlos, aber das Ende der zweiten war überraschend scharf. Trotzdem war es lecker.

Unsere Reise setzte sich fort, bis wir nach einer Weile bei einem Textilgeschäft anhielten, um schöne indische Bettwäsche für das Space Hotel in Leipzig zu finden.

Der nächste Stopp war zum Sonnenuntergang. Wir wechselten in ein elektrisches Tuk Tuk, um uns durch die vollen, aber dennoch stark befahrenen Nebenstraßen zu einem weiteren Geschäft zu begeben. Hier fanden wir nach einer Weile einen großen und schönen Bettbezug sowie einige weitere Kleinigkeiten. Navdeep sagte mir später, dass ein großer Bettbezug nur 2€ gekostet hat.

Das fand ich beeindruckend. Nachdem uns Navdeeps Papa ein neues Tuk Tuk signalisiert hatte, fuhren wir damit zurück zum Auto und fuhren von dort aus immer geradeaus nach Kurukshetra.

Wir erreichten unser Ziel um 20.30 Uhr abends, also quasi genau 12 Stunden nachdem mein Abenteuer in Indien begonnen hatte. Nach einer Führung durch das Haus, das sehr schön war und sogar eine angenehme Dachterrasse für die Nacht hatte, sowie den ehemaligen Moonbuggy Workshop direkt daneben, ging ich ins Bett. Ein langer Tag mit vielen Erlebnissen ging zu Ende. Ich bin total beeindruckt von Indien.

Und nun, einen Tag später am 01.10.2023, habe ich Zeit bekommen, um auszuschlafen, diesen langen Bericht zu schreiben und mit dem kleinen Sarvik zu spielen und zu basteln. Nachher werden wir noch einen Ausflug zu einem See neben einem Tempel machen und den Tag ausklingen lassen.

 

Mein erster Arbeitstag

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02.10.2023, Arthur Sommer

Nach 2 Tagen Ankunft und Ausschlafen in Delhi soll es heute mit dem ersten Arbeitstag losgehen. Zugleich ist heute der nationale Feiertag Mahatma Gandhi Jayanti (Mahatma Gandhis Geburtstag).

Der Tag begann für mich um 7 Uhr. Navdeep sagte mir gestern, dass er jeden Morgen zum Brahma Sarovar, einem 10.000 Jahre alter religiösen Ort, fährt und dort die Schönheit und Ruhe zu genießen, sich seinen Tagesplan erstellt, sowie Bewegung/Sport in seinen Tag einbaut. Wir fuhren also kurz nach 7 Uhr mit dem Roller, den er liebevoll Scooty nennt, die ca. 5 Minuten Strecke zu einem der Eingänge. Noch sind die Straßen und der Platz recht menschenleer. Jedoch sieht man immer streunende Hunde oder Kühe am Straßenrand stehen.

Nach einem weiteren ungewohnten, sehr leckerem Frühstück bestehend aus indischem Brot, Butter und einer Art Suppe mit Erbsen und Fetakäse, welche man mit dem Brot aufsaugt und isst, wurde die wertvolle Modell SLS zum ersten Mal außerhalb von Deutschland ausgepackt. Wir machten Fotos vor dem Haus mit der Puttkamer Gedenktafel, die vor einigen Jahren von Ralf und Navdeep angebracht wurde. In diesem Sinne machten wir diese Bilder.

Mit dem Scooty erreichten wir etwa 11 Uhr Navdeeps Arbeitsplatz "Space Tower". Ein vierstöckiges, modernes Gebäude. Er fing erstmal an, wichtige Arbeiten und Gespräche zu klären. Ich bereitete den zu bearbeitenden Artemis Vortrag für Indien vor.

Nach einer Weile stellte er mich nun seiner Klasse vor. In der ersten Etage erklärte er zuerst in Hindi, um den Schülern einen Hintergrund zu mir und Space Education zu geben. Danach war ich am Zug, um meine Persönlichkeit, Interessen, Aufgaben und Ziele den Schülern näherzubringen. Ich denke, ich konnte einige interessierte Gesichter sehen. Ein Schüler war besonders aufmerksam und fragte mich, woher denn mit erst 18 Jahren mein Interesse für den Weltraum kommt. Eine weitere Frage war, wie ich hier überleben will, wenn das Essen so viel anders ist als in meiner Heimat. Die Fragen fand ich interessant und habe sie ihm direkt beantwortet.

Danach sind wir vorerst wieder in Navdeeps Büro gekehrt und wurden kurz darauf von drei weiteren Herren besucht. Da sich fast ausschließlich in Hindi unterhalten wurde, habe ich den Inhalt der Konversation nicht wahrnehmen können. Mir wurde später gesagt, dass sie hier waren, um Englisch zu lernen. Zusammen hat Navdeep noch eine Tour durch die Einrichtung gegeben. Auch in die höheren Etagen, in denen noch mehr Klassenzimmer bereitstehen. Oben auf dem Dach nutzt Navdeep die Sonne Indiens, um mithilfe von Solaranlagen Energie zu gewinnen. Insgesamt ist seine Arbeitsstelle sehr modern und gibt eine sehr hochwertige Atmosphäre ab.

Nach etwa 30 Minuten Mittagspause ging es weiter. Zu mir kamen 2 interessierte Schülerinnen und ein Schüler, um sich zu unterhalten. Ich bin froh, ein paar junge Leute bereits interessiert zu haben. Zwischendurch nahm ich noch an einem Meeting mit Navdeep und wichtigen Leuten teil oder beschäftigte mich mit Sarvik, der gerne malen wollte. Gegen 16.30 Uhr waren alle Schüler gegangen und der Space Tower sollte für heute schließen. Navdeep und Navpreet wollten einkaufen fahren und ich durfte auf dem Motorrad von Navdeeps Papa mitfahren. Wir legten einen Stopp an einer Tankstelle ein. Wir bekamen einen Anruf und kehrten direkt wieder um. Navdeep hat die spontane Nachricht bekommen, dass sein Freund, ein Wissenschaftler, der für die Regierung arbeitet und dort wichtige Entscheidungen zu treffen hat, in einer Viertelstunde beim Space Tower sein möchte.

Wir trafen uns also mit Navdeep, bereiteten alles vor und empfingen ihn schließlich. Es gab indische Snacks in süß, scharf und bitter. Erneut wurde hauptsächlich Hindi gesprochen, weshalb ich den Inhalt nicht wirklich verstehen konnte. Da allerdings hier und da englische Begriffe oder Wortgruppen fielen, konnte ich mir ein grobes Bild machen. Ich konnte mich jedoch ins Gespräch mit einbringen, als ich ein wenig ausgefragt wurde im Thema Schule und Bildung, Interessen und Zukunftsvisionen, sowie meinem neuen Lieblingsthema: Essen.

Nachdem das Meeting beendet war, blieben noch einige Rester übrig, die wir uns genehmigen konnten. Darunter eine recht scharfe Soße, die jedoch so lecker war, dass man dennoch weiter essen musste. Navdeep meinte zu mir, dass dies auch für ihn sehr scharf sei, aber er den Geschmack liebt. Weich wie ein Schwamm und vollgesaugt mit Zitronensaft, war der letzte süße Snack. Ich war von dem Geschmack sehr überrascht, denn es war ganz anders als erwartet. Navdeep und sein Vater fanden diese Reaktion jedoch so lustig, dass sie das Ganze gleich noch auf Video haben wollten.

Alles weggeräumt, ging es nun noch für etwa eine Stunde shoppen. In der nächsten Woche sollen 15 Gäste, genauer gesagt die Seite seiner Schwester und ihres zukünftigen Ehemanns, kommen. Deshalb wurden für Sarvik und die beiden Damen des Hauses neue, schicke Gewänder gekauft. Auch hier in diesem Laden wurde ich angeschaut und angestarrt wie ein Außerirdischer. Zum Glück nicht auf eine böse Art, sondern eher interessiert. Deshalb wurde ich wahrscheinlich auch erneut angesprochen. Diese Leute sind allerdings immer sehr nett dabei. Das freut mich.

Für mich und Navdeeps Papa ging es als erste mit dem Motorrad nach Hause. Kurz noch einen Zwischenstopp an seiner Immobilienberatung, um den Laden zu schließen und schon sind wir zu Hause angekommen. Hier konnte ich mich erstmal einen Moment ausruhen und den Bericht erweitern. Später noch ein leckeres Abendessen und beim Beenden meines heutigen Berichtes kann ich noch einmal den Tag Revue passieren lassen.

 

Universität von Kurukshetra

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03.10.2023, Arthur Sommer

Als Start in den Tag wollten wir eigentlich erneut nach Brahma Sarovar zum morgendlichen Spaziergang gehen, jedoch sagte Navdeep diesen aus nachvollziehbaren Gründen heute ab. Also entschloss ich mich in der Küche meine Hilfe anzubieten. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit ließ mich Navpreet beim Backen der indischen Brote helfen. Dieses Mal wurden sie sogar mit einer Art grobem Kartoffelpüree gefüllt. Dazu wurden zwei von den Broten benutzt, um dieses einzuschließen. Auf einer heißen Platte wird dieses Gemisch gebacken und man erhält eine leckere und sättigende Mahlzeit. Navdeeps Mutter meinte gestern Abend noch zu mir, dass man in Indien in 365 Tagen 365 verschiedene Mahlzeiten zu sich nehmen kann und man immer noch nicht alles kennt. Das gefällt mir.

Nach dem Frühstück fuhr mich Navdeep mit dem Scooty zur Universität Kurukshetras. Dort fuhren wir zum Institut für Elektronik und Kommunikation. Wir suchten einen bestimmten Unterrichtsraum, in dem uns zwei seiner Klassenkameraden und Studenten Freunde begrüßten. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann hat er danach gefragt, wann die Lehrerin hier unterrichten wird.

In der Zwischenzeit besuchten wir andere Professoren. Dr. Monish Gupta war der erste. Navdeep erklärte ihm etwas bezogen auf mich, meinen Aufenthalt und das International Space Education Institute. Mr. Gupta ist auf Kommunikation und Antennentechnik spezialisiert. Wir unterhielten uns noch über meine Pläne und Fragen seinerseits zu Deutschland. Zum Abschluss gab er mir den persönlichen Hinweis, dass egal was wir mit unserem Austauschprogramm machen, es gut wird und “the sky is the limit”.

Am Ende des Ganges erwartete uns das Büro der Abteilungs-/Institutsleiterin Privanka Jhangra. Auch hier wurden wir, wenn auch etwas kürzer, vorgestellt und suchten danach bereits einen weiteren Professor auf. In einem kleinen, gelb gemalerten Eckzimmer fanden wir Prof. Rahul Gupta. Zuständig für Künstliche Intelligenz, Machine Learning, sowie Cloud-Computing. Hier konnten wir uns mehr Zeit für ein ordentliches Gespräch lassen.

Nun waren wir auf dem Weg zu unserem letzten Besuch. Allerdings war die Lehrerin für die Elektrotechnik Klasse gerade mit Unterrichten beschäftigt. Wir warteten vor der Tür, als Navdeeps Klassenkameradin von vorhin an uns vorbeigelaufen kam. Wir unterhielten uns und währenddessen lud sie mich zur Willkommensfeier für internationale Schüler mit Tanz und Talent Vorführungen ein. Bis dahin war auch die Unterrichtseinheit beendet und wir konnten mit der Lehrerin sprechen. Sie war sehr beeindruckt und besonders interessiert an dem Austauschprojekt, dass sie uns gleich noch weitere Vorschläge gegeben hat und wir uns der gesamten Klasse, die sich mittlerweile eingefunden hatte, vorstellen konnten. Es ist uns gut gelungen und wir verabschiedeten uns.

Auf dem Weg zum Space Tower machten wir vor dem Verlassen des Geländes ein schnelles Foto vor dem Institut für Ingenieurwesen und Technologie (U.I.E.T). Angekommen, war nun wieder Arbeit angesagt. Navdeep ging seinem Werk nach und ich der Präsentation. Zwischendurch stellte er mich einem seiner Schüler vor, der vor kurzem sein Visum für Kanada bestätigt bekommen hat und später dorthin auswandern möchte. Nachdem einige Zeit vergangen war und ich diesen Bericht schrieb, meldete sich Navdeep freudig, dass sich gerade eine Interessentin für uns gefunden hat. Scheinbar hat unsere kurze und spontane Vorstellung in der Elektrotechnik Klasse bereits etwas bewirkt. Das hat mich auch sehr glücklich gemacht.

Die letzten beiden Aktivitäten für heute sollte das Aufsuchen eines weiteren Luxushotels als möglicher Hochzeitsort für Navdeeps Schwester im Januar, sowie ein Besuch in der Stadt, in der die erste indische Astronautin geboren und geschult wurde. So machten wir uns nach einem leckeren Mahl, was quasi ein spätes Mittag war, auf die Fahrt. Bevor wir Kurukshetra verließen, hielten wir an einer Tankstelle. Für 10 Liter Benzin werden 1.000 indische Rupie gefordert. Das sind umgerechnet etwa 12 Euro. Ich war irgendwie neidisch und fast schon schockiert. Über solche Preise würde sich jeder in Deutschland freuen.

Durch das gemütliche Schaukeln des Autos auf den indischen Straßen bin ich ganz müde geworden und schließlich eingeschlafen. Aufgewacht bin ich abermals bei einem Luxushotel, welches früher mal eine Burg war. Uns wurden die Türen von einem edel aussehenden Herren mit wohl gepflegtem Schnurrbart geöffnet. Von dem ersten Eindruck in der Lobby war ich überwältigt, woraufhin mein Blick von einem kleinen, aber hypnotisch wirkenden Springbrunnen in der Mitte des Raumes gefangen war. Nach uns kam Navdeep, der gerade noch das Auto weggefahren hat, mit einem gewitzten Lächeln im Gesicht auf mich zu und fragte mich, scheinbar bereits die Antwort wissend, was ich denke, ob das ein guter Ort für eine Hochzeit sei.

Darauf folgte die Bitte, es sich doch im Restaurant gemütlich zu machen, da die Organisatoren gleich kommen würden. Nun folgte ein langes Gespräch über die Möglichkeiten und Anforderungen an die drei Tage Feier. Ich, der erneut kaum ein Wort verstand, schaute sich eine Weile um.

Nach langen Gesprächen, einer Zwischenmahlzeit mit Suppe, die wohl eine der Besten gewesen war, die ich je genießen durfte, einer kurzen Tour von Navdeep für mich durch die scheinbar endlosen Weiten des Hotels und wunderschöner, traditioneller indischer Musik und Tanz, wobei ich von den Künstlern stets mit einem Lächeln angeschaut wurde, war inzwischen alles in Sack und Tüten. Diese Hochzeit wäre die Erfahrung meines Lebens, weshalb mich Navdeep unbedingt dabei haben möchte, was ich natürlich ebenso sehr gutheißen würde.

Nach der Heimfahrt mit einigen Zwischenstopps erreichten wir wieder das Haus. Alle scheinen glücklich, aber auch erschöpft zu sein. Jetzt ist es Zeit fürs Bett.

 

Meine Integration

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04.10.2023, Arthur Sommer

Nach gerade mal gut einer halben Woche in Indien muss ich mich noch an einige Dinge gewöhnen, beziehungsweise anpassen. Mir ist bereits am ersten Tag aufgefallen, dass die indischen Betten etwas anders sind als die in Deutschland, woran ich mich ein Leben lang gewöhnt habe. Man schläft auf einer wesentlich härteren Unterlage, da die Matratze nur etwa halb oder ein Drittel so dick ist, wie ich es kenne. Eine interessante Umstellung, keine Frage, aber dennoch etwas, an das ich mich erstmal anpassen muss, was ich auch im Laufe des Tages merke. Genauso, wie ich mich immer noch dabei ertappe, welche Fehler ich im indischen Verkehr machen würde. Wenn ich das Verkehrswesen als Beifahrer aktiv verfolge, sitze ich geistig hinter dem Lenker. Dabei kommt es dennoch häufig vor, dass ich auf die falsche Straßenseite fahren würde oder zuerst in die falsche Richtung schaue, wenn wir eine Straße kreuzen. Wobei letzteres gar nicht mal allzu negativ ist, da es gelegentlich Geisterfahrer gibt.

Heute ging es etwas, zeitiger als sonst, zum Space Tower. Dort half Navdeep den beiden Schülern, die ich bereits kennengelernt habe, sich auf ihren Auslandsaufenthalt vorzubereiten. Dazu mussten zahlreiche Universitäten und generelle Möglichkeiten sowie Anforderungen für ausländische Schüler in Kanada und den USA durchgecheckt und Formulare ausgefüllt werden. Ich fühlte mich jedoch schlaff und etwas langsam im Kopf, was Navdeep bemerkte, ich ihm jedoch versicherte, dass alles in Ordnung sei.

Besser wurde es dann, als ich mit dem Schüler, der ein Visum für Kanada bekommen hat, aufs Dach gegangen bin und er mir, nach Navdeeps Anweisung, die kleine Wohnung dort zeigte. Ich bin mir bewusst, dass es unschön ist, die Schüler ohne Namen beschreiben zu müssen, allerdings sind indische Namen für mich eine große Herausforderung. Von hier oben konnte man über den ganzen, sonst so unübersichtlichen Verkehr hinweg zur großen Bushaltestelle, von der ich nichtmal wusste, und bis zum Horizont schauen. Ein paar andere Schüler kamen uns nach, da gerade Mittagspause war. Wir unterhielten uns oben, bis ich gefragt wurde, was ich in dieser Pause gegessen habe. Da es noch nichts war, kam der Vorschlag, in einem der Läden in der Hauptstraße etwas essen zu gehen. Uns schlossen sich noch eine Schülerin und ein Schüler an, mit denen ich die Tage zuvor ebenfalls bereits Kontakt aufgenommen habe. Insgesamt zu fünft liefen wir los.

Das erste Mal, dass ich in Indien kein indisches Essen zu mir nahm, war gekommen. Sie haben vorgeschlagen, Pizza zu bestellen. Das klang schonmal gut. Die großen Pizzen haben je zwischen 200 und 300 indische Rupies gekostet. Das sind grob überschlagen 3 bis 4 Euro. Dieser Preis hat sich nach einer Weile, in der wir uns die Zeit mit indischen Begriffen und Witzen vertrieben, sichtbar. Die Pizza war sehr lecker und auch gut bestückt, jedoch vom Durchschnitt etwas putzig. Satt gemacht hat sie trotzdem.

Wieder im Space Tower wollten wir uns weiterhin unterhalten und haben dafür die IELTS (International English Language Testing System) Lernmaterialien genutzt. Damit man im Ausland studieren darf, müssen die Schüler einen Nachweis bringen, dass sie der englischen Sprache mächtig sind. Das ist entweder der IELTS oder der PTE (Pearson Test of English). Dabei wird das Sprechen, Lesen und Schreiben sowie Zuhören bewertet. Sie wollten, dass ich den Lehrer spiele und sie die unterschiedlichen Fragen zu den vielen möglichen Themen befrage. Dabei wird sich quasi über ein Thema unterhalten und die Antworten bewertet. Als Navdeep an uns vorbeiging, schlug er vor, dass ich morgen wirklich Lehrer sein darf und einen individuellen mündlichen Test mit den drei Schülern durchführen dürfte. Ab etwa 16.30 Uhr gingen die meisten von seinen Schüler nach Hause. Manche mit ihrem Motorrad oder Roller, die meisten jedoch mit dem Bus.

Eine junge Dame, die in der Schule den Juristen Pfad einschlug und gerne in den USA Einwanderungsrecht studieren würde, blieb noch etwas länger, weshalb wir ein weiteres tolles Gespräch führten. Als auch sie ging, sagte mir Navdeep, er hätte noch einen arbeitsbezogenen Termin außerhalb und, dass er in einer halben Stunde wiederkommen würde. Danach fuhren wir mit dem Motorrad seines Vaters und Navpreet auf dem Scooty nach Hause. Hier hatten wir ein wenig Zeit für uns, weshalb ich mich auf die Dachterrasse setzte und die Luft und Aussicht genoss. Zumindest so lange, bis sich Mücken bemerkbar machten.

Nach dem Abendessen und einer tollen Unterhaltung über die indische Gastfreundschaft, meine bis jetziges Lieblingsessen hier und mehr gingen wir noch für einen kurzen Besuch zu einem von Navdeeps Professoren im Haus gegenüber, um uns über eine Möglichkeit für den Austausch von Wissen mit seinen Schülern in den kommenden Tagen zu unterhalten. Dabei habe ich zwei Söhne von ihm kennengelernt. Einer in meinem Alter und der andere geht in die siebte Klasse.

Mittlerweile ist die Sonne lange untergegangen und der Tag fast zu Ende. Nur noch den Bericht fertigkriegen und dann kann entspannt oder geschlafen werden.

 

Weitere Eingewöhnung

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05.10.2023, Arthur Sommer

Diesen Morgen habe ich mich wieder mit Navpreet unterhalten. Fast jeder Teil des Essens ist frisch zubereitet. So wird zum Beispiel die Milch, die morgens vom “Milch-Mann”, der mit seinem Motorrad und vier großen, metallenen Milchkanistern durch die Straßen fährt, langsam erhitzt, um sie länger haltbar zu machen. Später kann sie zum Beispiel Sarvik, der sie gerne trinkt, noch genießen. Daraus wird allerdings auch manchmal der hauseigene und selbstgemachte Käse hergestellt. Ich finde es interessant, stetig mehr und mehr über den Lebensstil zu erfahren.

Bevor wir zur Arbeit im Space Tower aufbrechen konnten kamen zwei junge Männer, die scheinbar den Auftrag hatten im Haus zu handwerkeln. Dies dauerte jedoch länger als er es sich gewünscht hatte, weshalb wir erst etwa 13 Uhr, kurz bevor sie fertig waren, losfahren konnten. Derweil übernahmen seine Eltern sozusagen die Qualitätskontrolle.

Dieses Mal war meine Hauptbeschäftigung im Space Tower der Kontakt mit den Schülern. Nachdem ich schon gefragt wurde, weshalb wir so spät ankamen, was mir irgendwie das gute Gefühl gegeben hat, dass man sich um uns sorgte, kamen wir auch schon ins Gespräch. Wir unterhielten uns über verschiedene Dinge, wie zum Beispiel die Schule, die Zeit im Space Tower und wie die Schüler sie verbringen, sowie unsere Freizeit im Generellen.

Die beiden Schüler, die in Zukunft in den USA und Kanada studieren werden, haben etwa um 3 vorgeschlagen, etwas zu essen. Ich sollte warten und mich überraschen lassen. Zurück kamen sie mit einer McDonalds Tüte, was mich irgendwie überrascht hat, da ich bis jetzt kaum einen Laden dieser Marke hier in Indien gesehen habe und annahm, dass sie nicht so erfolgreich ist. Dafür waren die Qualität und der Geschmack besser als daheim. Ich behaupte, dass keines der Gerichte, abgesehen von den typischen Pommes, in Deutschland verkauft wird. Es gab einen vegetarischen Burger, der nicht anders als Burger mit Fleisch schmeckte, die eben erwähnten Pommes, sowie eine vegetarische Pizzarolle, die sich McPuff nennt.

Gesättigt gesellte ich mich zu anderen Schülern, die gerade von Navpreet ihre Aufgaben kontrolliert bekommen haben. Bei uns dauert es ja immer eine Weile, bis man die Arbeiten kontrolliert zurückbekommt, aber hier ging das ruck zuck. Navpreet las sich den Text durch, markierte Fehler und korrigierte, setzte Hacken an korrektes und gab Hinweise für Verbesserungen. Schon war ein Schüler durch kontrolliert. Das habe ich eine Weile lang verfolgt, bis es tatsächlich schon Schulschluss für die meisten bedeutete.

Wir, Navdeep, Navpreet und ich, packten eine Weile später alles zusammen und schlossen den Laden. Während Navpreet mit einem Tuk Tuk nach Hause fuhr, geleitete uns unser Weg zum größten Elektrohandel Kurukshetras. Dort holte Navdeep noch zwei Utensilien, die uns in Zukunft die vielen Vorträge erleichtern sollen.

Er setzte mich im Haus ab und fuhr alleine nochmal los, um sich nach anderen Sachen umzusehen. Das ist meine Gelegenheit, den Bericht in Ruhe schreiben zu können.

Beim Abendessen zeigte mir Navpreet eine andere Technik, die Brote zu backen. Sie nahm einen Topf, tropfte ein wenig Wasser auf den Teig und klebte ihn auf die Innenseite. Danach wurde der Topf kopfüber auf den Gasherd gestellt und als eine Art Ofen verwendet. Auch dieses Brot, genauso wie das gesamte Abendessen, war sehr lecker. Nachdem wir gesättigt waren, gab es noch Freizeit, bevor es Schlafenszeit war.

 

Vorbereitung

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06.10.2023, Arthur Sommer

Als wir heute morgen zum Space Tower fuhren, wurden wir bereits von zwei Schülern erwartet. Es war das erste Mal, dass ich den Laden aufgemacht habe. Schon ging es los. Im Büro erklärte mir Navdeep den groben Ablaufplan für heute. Er hatte ausnahmsweise weniger Arbeit vor sich, weshalb wir uns heute auf die Präsentationen konzentrierten. Zuvor zeigte er mir jedoch noch einen kleinen Trick, mit dem man seinen Computer eventuell wieder etwas schneller kriegt. Bei der Vorbereitung halfen uns drei weitere Schüler. Die beiden üblichen Verdächtigen mit Visum für Kanada und die USA. Mittlerweile kann ich mir den Namen für die Justiz Interessierte, Manpreet, merken. Jetzt fehlen nur noch alle anderen. Außerdem war heute wieder Dave, ein junger Mann in seinen Zwanziger mit Abschluss in “Media Studies", also Medienwissenschaft, anwesend. Er ist sozusagen die Kreativität des Teams.

Die Schulen, bei denen sich Navdeep bereits nach einer Möglichkeit für den Vortrag erkundigt hat, wollen ein Aushängeschild oder ein Plakat haben. Darauf soll erkenntlich sein, wer über was redet, sowie etwas zum Hintergrund des Ganzen. Dabei haben wir unseren kreativen Ergüssen freien Lauf gelassen. Anfangs konnte ich noch nicht erahnen, wie gut das Ergebnis werden würde. Neben den benötigten Informationen gaben wir Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme für interessierte Institutionen, die uns für den Vortrag gerne einladen würden, oder Personen, die gerne an unserem Austauschprojekt teilnehmen möchten.

In der Mittagspause zwischendurch konnte ich Manpreet und einem anderen Schüler näher kommen. Sie erzählten mir von Orten, zu denen sie mich gerne mitnehmen würden oder Dinge, die ich hier erleben müsse. Navdeep hatte bei meiner großen Vorstellung erwähnt, dass wenn mich jemand mal für einen oder halben Tag “ausleihen” möchte, er sich nur melden müsse. Das Gespräch mit den Schülern gab mir mehr Vorfreude auf meine kommende Zeit in Indien.

Nach weiterer Arbeit an unseren Projekten erreichten wir erneut die Zeit des Tages, an der die meisten Schüler den Heimweg antreten. Bis auf Navdeep, Navpreet, Manpreet und mir war das Büro nun leer. Wir verständigten uns mit dem Teil des ISEI Teams, welcher sich in Deutschland befindet und erklärten die Arbeit für heute als erledigt. Als wir hinaustraten war es bereits am Dämmern beziehungsweise fast Dunkel. Wir haben bis etwa halb 7 hier verbracht.

Daheim gab es ein sehr leckeres Abendessen. Ich würde sagen, dass der Paprika-Käse-Chili-Mix zusammen mit Brot und Reis bis jetzt mein Lieblingsgericht ist. Da zum größten Teil Navpreet dieses tolle Mahl gezaubert hat, gebührt ihr, aber auch Navdeeps Mama, das ganze Lob.

Nach dem Essen sagte mir Navdeep, dass wir heute, um ähnliche Magenprobleme wie gestern Abend zu vermeiden, noch etwas leichte Bewegung auf dem Balkon/der Terrasse tätigen sollten. Allgemein sollte man so etwas nach indischem Essen machen, anstatt sich hinzulegen oder schlafen zu gehen, so Navdeep. Während wir also auf dem Balkon standen, meldeten sich die zwei Jungs aus dem Haus gegenüber, in dem einer von Navdeeps Professoren wohnt. Als ich runter ging, um mit ihnen zu sprechen, folgte irgendwann auch der kleine Sarvik und eins führte zum anderen, weshalb wir kurz darauf zu ihnen ins Haus eingeladen wurden. Dort unterhielten wir uns, bis ihr Vater, der Professor, von einem Spaziergang zurückkam und wir uns nun auch mit ihm sprachen. Kurz darauf trat uns auch noch Navdeep bei. Es ging erneut um unsere verschiedenen Bildungssysteme, aber dieses Mal auch mehr um die religiöse Geschichte Kurukshetras. Der Großmutter wurde ich später auch noch vorgestellt und danach war noch etwas Zeit fr mich und Japesh, den älteren Sohn, bevor auch ich wieder zurückging.

Der heutige Tag war besonders toll, da ich mich, ähnlich wie in den letzten Tagen, mehr verbunden und integriert mit dem Menschen hier fühle, aber auch Pläne für die kommenden Tage vorgeschlagen wurden, die allesamt sehr interessant klingen. Ich freue mich auf die nächste Zeit hier.

 

Ausflug zum Farmhaus

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07.10.2023, Arthur Sommer

Diesen Morgen konnte ich noch nicht ahnen, was für ein toller Tag heute werden würde. Zunächst war ich davon überrascht, dass in Indien Samstag nicht zum arbeitsfreien Wochenende gehört und es die meisten von Navdeeps Schülern zum Space Tower geschafft haben. Bevor wir diese jedoch besuchten, sahen wir uns nach einer Möglichkeit um für unser Team T-Shirts bedrucken zu lassen. Zuerst fuhr er uns zu einer Firma, mit der er in der Vergangenheit gute Erfahrungen gesammelt hat. Dieses Mal waren ihm die Preise jedoch zu hoch und wir suchten einen privaten Anbieter auf. Durch Gänge und Treppenhäuser, die nur ein wenig breiter waren als ich, gelangen wir zur Dachetage. Der minimale Raum war maximal ausgelastet. Bedruckte Flaggen, Shirts und noch verpackte Ware fand man hier. Dazu gehört leider auch der extreme Geruch von Chemikalien, die in dem kleinen Stübchen nicht großartig wegziehen können. Navdeep und der Händler hatten sichtbar keine großen Schwierigkeiten mit dem Atmen, doch ich konnte kaum Luft holen, weshalbich auch umkehren musste. Die beiden haben das Geschäft, egal ob mit oder ohne mir, in Hindi geklärt.

Im Space Tower habe ich wohl so einen müden und kaputten Eindruck gemacht, dass mich Navdeep in die Wohnung auf dem Dach schickte, damit ich noch ein paar Stunden Schlaf sammeln konnte. Ich kriege nachts genug Stunden Schlaf, jedoch ist dieser scheinbar von nicht so hoher Qualität. Nach etwa drei Stunden holte mich Dave ab und wir gingen gemeinsam zurück zum Büro. Nach einem Gespräch mit einem Kunden und etwas Zeit fragte Navdeep, ob wir unsere Mittagspause einlegen wollen. Zu Essen sage ich nie nein, also taten wir dem so. Nach den so netterweise von Navpreet vorbereiteten Behältern mit Essen brachten Dave und Navdeep so etwas ähnliches wie indische Donuts. Man könnte von der Form her auch denken, dass es im Kreis geformte Churros seien. Navdeep veräppelte mich und behauptete, dass in der Mitte rote Chilis waren, weshalb ich extra vorsichtige Bisse von der Süßigkeit nahm. Es stellte sich heraus, er habe das nur erfunden.

Nachdem etwas Arbeit und Zeit vergangen war, fragte mich Navdeep, was mein Plan für heute noch beinhaltet. Da mich diese Frage sichtlich ein wenig überfragt hatte, schlug er vor, raus aufs Land zu fahren und mir das Farmhaus seiner Familie zu zeigen. Durch die lauten Straßen der Stadt, einer Pause für einen vollen Tank und neuer Luft auf den Reifen gelangen wir endlich raus aus dem ganzen Tumult. Die Straße wandelte sich mal zur schönen Allee, mal bestückt mit Büschen bis hin zur fast total kaputten Dorfstraße. Auf der Fahrt sahen wir ein College mit riesigem, eingezäunten Gelände, fuhren an Farmhäusern, einen Platz, an dem Ziegelsteine hergestellt werden, von dem mir Ralf in Deutschland immer erzählte, sowie verschiedensten Tieren vorbei. Er wies mich auch noch auf die weißen Gebäude mit einem Kuppel ähnlichen Dach hin und erklärte mir, dass solche Plätze die Tempel der Sikh sind. Sie sahen sehr beeindruckend und geschmückt aus.

Als wir sein Heimatdorf erreichten, erklärte er mir grob die etwa 5.000 Jahre alte religiöse Geschichte, die mit der von Brahma Sarova zusammenhängt. Einst sollte eine Frau ein ganz besonderes Kind zur Welt bringen. Dieser Junge sollte später zu einem angeblich unbesiegbaren Krieger heranwachsen. Er habe viele Schlachten geschlagen, so auch die letzte große in genau diesem Dorf. Entgegen allen Erwartungen ist er am Ende doch gefallen. Danach erklärte er mir einen Teil seines Plans, diesem Dorf weltweite Bekanntheit als das Space Village zu bringen. Kurz bevor wir das Haus erreichten, kamen wir noch an einer anderen Gebetsstätte am Rand der Straße, an einem Ort, wo nicht viele Menschen zugange waren, vorbei und man konnte sehen, dass man sich gut um diese kümmerte.

Kaum begaben wir uns von der ohnehin schon ruhigen Straße auf den Privatweg, der zum Grundstück führte, verschwanden alle Nebengeräusche und alles fühlte sich auf einmal sehr friedlich und gelassen an. Das war ein wahrer Zauber. Eine Sache wird mir jedoch besonders in Gedanken bleiben. Navdeep erzählte mir eine Geschichte über seinen Großvater. Er war ein sehr religiöser Mensch, so sehr sogar, dass er wusste, in einem früheren Leben, vor etwa 5.000 Jahren, habe er bereits an derselben Stelle gestanden.

Etwas weiter hinter, auf einem seiner Felder, sah man eine große grüne Mähmaschine zusammen mit einem Traktor, der den geernteten Reis auf seinen Anhänger geladen hat. Navdeep fragte mich, ob ich mich denn mal da rein setzen möchte. Ich sagte zögerlich ja und wir liefen zwischen den bauchhohen Reisfeldern hindurch zu den Maschinen. Auf dem Weg erklärte er mir, dass er seine Felder den Bauern zum Ernten und Bewirten gibt und im Gegenzug eine kleine Summe zurückbekommt. Nun konnte man auch die Bauern erkennen, die gerade fleißig am Arbeiten waren. Wir fragten, ob wir für einen Moment mal die Geräte anschauen könnten. Zumindest denke ich, dass das Navdeep ihnen in Hindi erzählt hat.

Daraufhin wurden wir von dem erwachsenen Sohn des Farmer zu sich nach Hause eingeladen. Er zeigte uns noch kurz seine Hühnerfarm, bevor es ins neue, im Aufbau befindliche Farmhaus ging. Dort holte Navdeep die Veränderungen und Neuigkeiten der letzten Jahre bezüglich des Dorfes nach. Mittlerweile nach Sonnenuntergang sank die Temperatur und nun konnte man nicht nur den Rauch, sondern auch das Licht der vereinzelten gezielten Feuer sehen. Einige Bauern haben irgendwelche Ernterester oder Abfälle verbrannt, erklärte mir Navdeep. Jedenfalls war es nun für uns an der Zeit zurückzufahren. Hier sahen wir, wie sich einige Dorfbewohner an einigen öffentlichen Plätzen zusammenfinden, um sich zu unterhalten. Er sagte mir es gibt diese Plätze extra, um sich untereinander über Neuigkeiten aus dem Dorf auszutauschen.

Wieder zu Hause angekommen, gab es noch ein leckeres Abendmahl, nachdem ich kurz vorher mit Sarvik gespielt habe und dieser kurz darauf eingeschlafen war. Jetzt beim Bericht schreiben kann ich diesen schönen Tag nochmal im Schnelldurchlauf an mir vorbeiziehen lassen.

 

Schultour

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10.10.2023, Arthur Sommer

Nachdem in den letzten beiden Tagen nicht viel passiert ist, nehmen wir am heutigen Dienstag wieder Fahrt auf. Mein erster richtiger Sonntag hier war zugleich unser erstes Wochenende. Nachdem wir uns zu Hause viel Zeit für alles lassen konnten, gingen wir für einige Kleinigkeiten ins Büro vom Space Tower. Dort brachte mir Navdeep, der selber mal ein richtig guter Tänzer war, einige Grundschritte und Standart Bewegungen des traditionellen indischen Tanzes bei. Ich konnte mich, trotz meines Talentes, ein schlechter Tänzer zu sein, gut schlagen. Danach wollte er mir einen Snack namens Pani Puri zeigen. Das ist eine Art dünnes, hohles essbares Bällchen, welches man kurz bevor es serviert wird, mit geschmacklichem Wasser befüllt. Dieses kann bitter oder süß sein. Da wo wir es holten, war es sehr bitter. Zu bitter. Wenn der eigene Körper nicht mehr an so viele Bitterstoffe auf einmal gewöhnt ist, wirkt sich das recht negativ aus. Deshalb war der darauffolgende Montag für mich zu streichen. G

lücklicherweise ging es mir nach einem Tag Ruhe und Erholung bereits wieder besser, weshalb ich Navdeep heute wieder begleiten konnte.

Zwischen Frühstück und Mittag, welches gegen 14 Uhr stattfand, besuchten wir viele verschiedene Schulen Kurukshetras mit dem Anliegen, Zeit für unseren Vortrag in den kommenden Wochen zu bekommen. Zuerst besuchten wir Navdeeps ehemalige Schule, die DAV Public School. Leider hatte hier die Direktorin hohen Besuch, weshalb wir es morgen nochmal versuchen werden. Hier fiel mir auch auf, dass die Schulen am Eingang einen oder mehrere Wachmänner haben und man sich eintragen muss, wenn man sie besuchen möchte. Das finde ich eigentlich ganz gut.

Danach fuhren wir zur Tagore Global School, in einer Neubausiedlung. Eine relativ neue und moderne Schule. Dort habe ich auch erfahren, dass Bildung in Indien ein Geschäft um Gewinn zu machen ist, obwohl es gesetzlich mehr oder weniger verboten ist, erklärte mir Navdeep. Hier hatte die Leiterin Zeit für uns und stellte sogar einige Nachfragen an, inwiefern dies denn den Schülern weiterhilft und was sie ihnen bringen würde. Jetzt wurde Navdeep jedoch im Space Tower zu einem Meeting erwartet und wir erledigten dieses so schnell wie möglich.

Weiter ging es zur Wisdom School, der teuersten Schule Kurukshetras, mit etwa 2.000 € pro Schuljahr exklusive Sonderaktivitäten. Hier sah ebenfalls alles modern und vor allem teuer aus. Nachdem wir hier unser Anliegen an eine der beiden Sekretärinnen weitergaben, die es an die Schulleitung übermittelt, fuhren wir zur letzten Schule von heute. An der B.R. International Public School angekommen, konnte man im Wartebereich einige internationale Ausflüge der Schule erkennen. An einigen Orten, die ein NASA-Logo im Hintergrund hatten, war ich selber bereits wie zum Beispiel der Rocket Garden im Kennedy Space Center VC in Cape Canaveral.

Das erledigt begaben wir uns nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Nachhilfeschule von Navdeeps Mutter zum Space Tower, wo wir bis nach dem Einbruch der Dunkelheit blieben und Aufgaben erledigten. Nach einer Weile ermutigte mich Navdeep, da ich ihm in den vergangenen Tagen mal davon erzählt habe, mein Interesse für das Programmieren von einfachen Videospielen erneut aufzunehmen. Da dies leider schon knapp zwei Jahre zurückliegt, musste ich jedoch wieder mit den Grundlagen beginnen.

Im mittlerweile trauten Heim gab es wie gewohnt Abendessen und Gespräche. Dabei kam erneut die Frage, ob ich denn meine Familie vermisse, worauf ich mit “ja, schon ein bisschen” antwortete. Von meiner lieben Gastfamilie kam die Antwort, dass ich nicht traurig sein muss, da ich hier auch Teil einer tollen Familie sein kann. Das hat mich sehr fröhlich gemacht zu wissen, dass das hier so gesehen wird. Danke Familie Singh.

 

Besuch der ehemaligen Schule meines Mentors Navdeep Singh

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11.10.2023, Arthur Sommer

Zeitig aufstehen war heute angesagt, da wir heute erneut einigen Schulen Kurukshetras einen Besuch erstatten wollten. Zuerst ging es, ähnlich wie einen Tag zuvor, zur DAV Public School, wo wir im Gegensatz zu gestern empfangen wurden. Navdeep wurde zum Glück an der Rezeption und später von der Schulleiterin wiedererkannt. Sie empfing uns freudig und die beiden gerieten direkt in ein Gespräch. Ich habe das Gefühl, dass sie uns von Anfang an positiv gestimmt entgegen trat, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass sie Navdeep ein wenig persönlich, statt nur geschäftlich kennt.

Nachdem abgeklärt wurde, dass wir in der Schule präsentieren dürfen, wird sie sich später noch mit einem genauen Datum melden. Dafür bekam ich noch eine Rundführung durch das Schulgebäude. Wir sahen die hohen Klassen, als auch die jungen Schüler. Bei jeweils einer der beiden Altersgruppen, die mit einer ehemaligen Lehrerin von Navdeep Unterricht hatten, haben wir uns kurz vorgestellt. Alle Schüler hatten einen freundlichen Eindruck gemacht. Ein Schüler, der zufällig dieselben Interessen hat, begrüßte mich sogar mit einem “Welcome to India, sir”. Das war echt niedlich. Wir sahen viele verschiedene Klassenzimmer, darunter auch eines für Musik, Mathe und Hindi, als auch ein Kunst, Chemie und Physik Labor.

Dort wurden wir auch von einem sehr ambitionierten Physiklehrer, Mr. Yogesh, abgefangen. Ich war völlig überfordert, als er uns aus dem Nichts angesprochen und in ein Lehrerzimmer gebeten hat. Wir unterhielten uns eine Weile, unter anderem über die Deutsche Präzision, aber auch den Mangel an Computer-Erfahrenen und ausgebildeten Fachkräften. Dazu gab es einen indischen Tee.

Als vorletztes zeigte mir Navdeep die Bibliothek im ersten Stock, bevor wir zur Verabschiedung nochmals die Schulleitung besuchten. Auf unserem Weg nach draußen überreichte mir die Sekretärin einen kleinen Beutel mit indischen Süßigkeiten. Nach etwa zwei Stunden waren wir jetzt auf unserem Weg zur nächsten Schule.

In der Mittagssonne erwartete uns die Maharana Pratap Public School. Hier konnte uns die Schulleiterin nicht so entgegenkommend sein, da der Zeitplan der Schule bereits zu großen Teilen ausgereizt war, was sie uns auch mitteilte. Wir setzten uns wieder ins Auto und begaben uns erneut auf den Weg zum Space Tower.

Zusammen mit den üblichen Verdächtigen arbeiteten wir gemeinsam im Büro. Die Zeit verging fast wie im Flug und so war nach einer Mittagspause und etwas Arbeit bereits der Abend im Anmarsch.

Während unserer Heimfahrt brachte ich Navdeep noch ein wenig mehr Deutsch bei, nachdem er mir zeigte, was er bereits alles kann. Er ist auf jeden Fall begabter im Lernen einer Sprache als ich, das muss ich ihm lassen. Wir haben also die Zahlen von eins bis zehn behandelt. Ich kann seit heute das normale und formale Ja und Nein, sowie einige weitere Namen von Essen. Jetzt muss ich es mir nur noch merken, wobei ich sagen muss, dass mir die Namen am schnellsten entfallen.

 

Meine erste Präsentation

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12.10.2023, Arthur Sommer

Heute waren wir beim Ambala College of Engineering and Applied Research (ACE) zu Gast, damit Navdeep und ich jeweils einen eigenen Vortrag präsentieren konnten. Nachdem wir heute Morgen noch mit einiges an Organisation für diesen und künftige Vorträge beschäftigt waren, holten wir Karan, der uns heute begleiten wollte, vom Space Tower ab. Nach etwa einer Stunde Fahrt erzählte uns das Navi, wir haben unser Ziel erreicht. Problem war nur, dass dort, bis auf eine Kreuzung, ein paar Bäume und Reisfeldern nicht viel war. Wir fragten uns bei Fußgänger durch, wo es zum ACE geht und kamen kurz darauf am großen Tor des Colleges an.

Bereits am Parkplatz wurden wir vom College-Direktor Dr. Kamal Kumar Sharma in Empfang genommen. Wir verbrachten erst einige Zeit in seinem Büro, bevor er uns den Weg zum Students Activity Center zeigte, wo wir präsentieren durften. Hier erwarteten uns schon, wie Dr. Sharma behauptete, etwa 40 bis 50 junge Schülerinnen und Schüler in meinem Alter. Tatsächlich meine ich, dass es mehr waren, oder zumindest kam mir das so vor.

Eine der Lehrerinnen hat uns kurz vorgestellt, sowie eine einfache Beschreibung vorgelesen. Danach waren wir bereits am Zug. Zuerst ging Navdeep auf die Bühne und ans Rednerpult. Nachdem er die Schüler gefragt hat, welche Sprache ihnen lieber sei, hielt er den Vortrag über seine Organisationen Tec Mantra Labs und World Space Council in Hindi. Nach einer oder anderthalb Stunden, seitdem ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe, war meine Zeit gekommen. Nachdem ich die Modell SLS Rakete aus ihrem professionellen Hard Case Koffer holte und zusammenbaute, ging es los. Nach etwas Schwierigkeiten mit dem Mikrofon fand sich langsam alles ein. Es lief ganz gut, auch wenn ich sagen muss, dass noch gut Potenzial nach oben ist. Was mich während des Vortrags überrascht hat, war, dass mehr Schüler Elon Musks SpaceX, aber nicht Chandrayaan-3, Indiens aktuelle Mondmission, kennen.

Nachdem alles vollbracht war, machten alle Teilnehmer ein großes Gruppenfoto. Während sich Navdeep mit dem Direktor unterhielt, konnte ich mich nicht weit bewegen, da ich plötzlich zu einem Amateur-Promi geworden bin, als fast alle Studenten nach einem gemeinsamen Foto fragten. Gelegentlich gab es Nachfragen zum Vortrag, dem ISEI oder Ähnlichem. Auf unserem Weg zurück zum Auto gab mir der Direktor höchstpersönlich noch ein bisschen Feedback. Er war absolut begeistert von der Idee mit den Modellautos, die ich zur Veranschaulichung der Größe der SLS nutzte. Dazu kann ich nur sagen, Ralf Heckel hatte diese gute Idee. Hier kamen auch noch einige Schülerinnen und Schüler auf mich zu und wollten sich zu Möglichkeiten in Deutschland zu studieren und dem Austauschprogramm erkundigen.

Nachdem wir auf der Rückfahrt fast in eine Polizeisperre gerieten, erreichten wir abermals den Space Tower. Wir blieben hier noch eine Weile, wobei Navdeep an etwas arbeitete, während ich aus irgendeinem Grund bereits müde und geschaffen war. Zu Hause haben wir heute alle gemeinsam Tacos mit einem leckeren indischen Gemisch aus roten Zwiebeln, frischen Curryblättern, Senfkernen, einem wenig scharfer grüner Chili Creme und zerstampften Kartoffeln gefüllt. Nun geht es gleich ins Bett, da morgen Nachmittag bereits die nächste Präsentation, dieses Mal hoffentlich mit der virtuell anwesenden Cosma Heckel, ansteht.

 

Druckerei Crazy Printers

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13.10.2023, Arthur Sommer

Heute Morgen haben Navdeep und ich eine Führung durch die größte Druckerei in und um Kurukshetra bekommen. Eigentlich waren wir hier, um Visitenkarten und Infoheftchen vom World Space Council, die Navdeep selbst designt hat, abzuholen. Uns wurde gesagt, dass wir noch eine Weile warten mussten bis alles fertig sei, weshalb mir Navdeep zuerst auf den Überwachungskameras, die auf einem Bildschirm in der Lobby zu sehen waren, erklärte, was zu sehen war. Danach fragte er den Geschäftsleiter, der gerade an uns vorbeilief, ob er uns eine Führung geben könne. Die beiden kennen sich bereits eine Weile, da er hier seit längerem Aufträge abgibt und mit der Qualität zufrieden ist.

So bekamen wir also eine Tour durch die drei Etagen der Druckerei, angefangen mit dem Erdgeschoss. Hier befanden sich der Lagerraum mit all den Papiersorten, die verwendet werden, sowie ein Großteil der Drucker. Es gibt schwarz-weiß- als auch Farbdrucker für die verschiedensten Papiersorten, für hohe und niedrige Stückzahlen, sowie große und kleine Papiere, Poster und Co. Für manche Aufträge gibt es auch noch einen Zwischenstopp bei der Laminiermaschine.

Der Aufzug brachte uns in die erste Etage, die Designer-Etage. Hier werden die Designs von 8 professionellen Designern bearbeitet. Mit Termin kann man sich mit einem Auftrag dazu gesellen und alles wird auf Wunsch zurecht bearbeitet. Hier konnte man ebenfalls eine weitere große Auswahl des Angebotes der Druckerei sehen. Dazu gehören zum Beispiel Pokale, Cutouts, Sticker, Schlüsselbänder (Lanyard) und mehr.

In der zweiten Etage erwarteten uns die eher großen beziehungsweise speziellen Projekte. Mit abermals vielen Druckern erweiterten sich noch mehr Möglichkeiten, denn unter anderem sahen wir T-Shirt, Aufkleber und Wallpaper Drucke. Hinzu kommen Laserdrucker, die Gravuren vornehmen können. Dabei zeigte uns der Chef Kugelschreiber und Edelstahl Trinkflaschen. Des Weiteren gibt es welche, die große Pappen, Plastik und Aluminium bedrucken können. Was mich noch mehr als das bisherige überraschte war, dass auch kleine Boxen für beispielsweise Hochzeiten angefertigt werden können. Die, die er uns zeigte, sollten später noch in die USA geliefert werden.

Nun war absolut klar, dass der Slogan “Wir können alles drucken, nur Geld nicht” wahr ist. Als die Führung beendet war, konnten wir auch schon einen Teil der Infoheftchen und die ganze Menge an Visitenkarten mitnehmen. Wir bedankten uns für die tolle Führung und gingen.

 

Verwandte treffen

 

14.10.2023, Arthur Sommer

Auch wenn heute nicht Sonntag war, schliefen alle länger und der Tag startete entspannt. Nachdem wir etwas Zeit im Space Tower verbrachten, begannen wir unsere Sachen für eine Übernachtung bei den Geschwistern von Navdeeps Mutter, zu packen. Dabei half ich beim Wäschewaschen, bevor ich selbst einen kleinen Rucksack mit Sachen zum Mitnehmen befüllte.

Nach einer Weile Fahrt war es bereits dunkel. Nachdem wir im Chaos, das an einer Zugschranke entstand, viel Zeit verloren, gelangten wir nun auf eine lange, unbeleuchtete und teilweise sehr stark mit Schlaglöchern versehene Straße. Diese führte erst durch eine Allee, weshalb das Einzige, was man sah entweder die nächsten paar Meter vor einem selbst oder das Licht der anderen Verkehrsteilnehmer war. Diese Straße führte uns danach durch einige abgelegene Dörfer. Navdeep freute sich über die Stille, die hier herrschte. Kurz bevor wir am Ziel ankamen, betraten wir die nächste Stadt, Ismailabad. Hier mussten wir über eine Straße, die scheinbar gerade eben neu gemacht wird, da nur eine Hälfte aus befahrbarem Untergrund für das Auto bestand.

Als wir ankamen, stand Navdeeps Mutter bereits im Tor, in welches wir mit dem Auto einfahren sollten. Sie war gestern mit dem Bus hierhergefahren. Von Navdeeps Cousin, der zugleich der Bruder seiner Mutter ist, was man den beiden im Gesicht ansah, und seinem Sohn wurden wir begrüßt. Alle freuten sich wiederzusehen und ich wurde jedem vorgestellt. Den beiden Söhnen, der Mutter, Großmutter und Schwester. So viele Menschen und sie alle waren immer glücklich. Nach dem ersten Haus ging es ins zweite Haus, das über eine Art Innenhof erreichbar war. Hier gab es neben Verwandtschaft noch einen Gast für die morgige Gebetszeremonie. Unsere Gastgeber hatten bereits etwas gegessen, weshalb wir erstmal allein Samosa aßen. Das ist vergleichbar mit Tetraeder-förmigen Teigtaschen, die mit zerdrückten Kartoffeln, Gewürzen und ich glaube, Zwiebel gefüllt sind. Gut schmecken sie auf jeden Fall. Danach brachte einer der Söhne per Roller leckere Pizza, die mit roten Zwiebeln und Mais belegt waren. Irgendwo dazwischen musste auch etwas Scharfes gewesen sein.

Danach wurde ich im dritten Haus, den Nachbarn, vorgestellt. Hier gab es noch mehr Personen in meinem Alter. Man könnte sie als verrückt glücklich bezeichnen. Mir wurde gesagt, die Leute hier sind alle immer, egal ob mit oder ohne einen Grund glücklich. Nachdem mich auch hier alle kannten und wir uns etwas unterhielten, setzte sich langsam die ganze Truppe in Bewegung. In der Nähe gibt es ein Theater, das mit dem großen Fest Diwali in Verbindung steht, RamLeela. Soweit ich das richtig mitbekommen habe, wird hier die Geschichte zur Unterhaltung dargestellt. Es scheint auch sehr beliebt zu sein. Dabei fuhr uns das letzte Stück einer der Söhne mit dem Scooty. Zu dritt auf dem Roller war überraschend bequemer als zuerst gedacht.

Hier erwartete uns neben einem kleinen Tempel eine Theaterbühne, sowie viele rote Gartenstühle, auf denen bereits einige Leute Platz nahmen. Wir suchten uns eine freie Stelle am Rand der Menge, während wir auf den Rest unserer Gruppe warteten. Als diese so langsam eintrudelten, brachte jemand frisch zubereitetes Popcorn und andere indische Snacks. Nachdem das Vorprogramm beendet war und die Geschichte erzählt wurde, wollte Navdeep mich auf ein kleines Abenteuer mitnehmen. Etwas zögerlich folgte ich ihm und er erklärte mir, was er vorhatte. Er kennt scheinbar jemanden, der uns hinter die Kulissen bringen konnte. Da waren wir nun. Hinter der hocherhobenen Bühne wuselten zig Personen, um das Theater erfolgreich zu gestalten. Als Götter und historische Figuren kostümierte Personen, als auch technisches und Hilfspersonal liefen am genannten Ort im scheinbaren Durcheinander. Hier gab es auch viele interessierte und überraschte Gesichter, als sie mich sahen. Wir machten viele Fotos mit den verschiedensten Gestalten.

Alle davon waren super freundlich. Einer hat mich sogar sein Zepter halten lassen, was wesentlich schwerer war als es aussah. Eine Gruppe hat mir sogar Segnungen zukommen lassen, weshalb es danach auch eine Hand voll grobkörnigen Zucker, als eine Art heilige Speise, gab. Zugleich wurde mir kochend heißer Tee eingeschenkt, an dem ich mir nach einiger Zeit Warten dennoch die Zunge verbrannte. Dies geschah alles so schnell und ich wusste nicht recht, wie mir geschah. Zum Glück hatte ich meinen Mentor Navdeep bei mir.

Als wir wieder bei unserer Gruppe waren und so langsam alle Snacks gegessen hatten, begaben wir uns auf den Rückweg. Nach einer kurzen Strecke des Fußmarsches, die ich mit Umsehen und Aufsaugen des Ambientes nutzte, bot sich der zweite Sohn mit seinem Motorrad als Chauffeur an. Im Innenhof unterhielten wir uns noch ein wenig, bevor ich mein erlerntes Hindi aufsagte, mich bei allen bedankte und in Richtung Bett ging.

 

Gebetszeremonie

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15.10.2023, Arthur Sommer

Lauter und wesentlich zeitiger als mir lieb war, wurden wir heute geweckt. Nachdem ich gestern Nacht nach einigem Herumprobieren, wo denn wir Gäste untergebracht werden könnten, ein Zimmer mit Navdeep bekam, wurden wir heute schätzungsweise viele Stunden zu früh geweckt. Da ich das in meinem verträumten und verschlafenen Zustand nicht akzeptieren konnte, ließ ich meine Augen geschlossen. Ich rollte mich in die flauschig weiche Decke ein und gab mein Bestes, die lauten Geräusche vom Verschieben der zusätzlichen Betten, dem Klimpern des metallenen Geschirrs und den gelegentlichen Besuchen der Familienmitglieder im Zimmer zu ignorieren. Das klappte tatsächlich sehr gut, bis ich von der Frau des Hauses freundlich und warm mit Vornamen angesprochen wurde und plötzlich wie aus dem Nichts aufwachte und mich geschlagen gab.

Nachdem jeder seinen morgendlichen Ritualen nachging und wir uns nun zum größten Teil für das Frühstück versammelt hatten, gab es den schmackhaften Blumenkohl in Currysauce zusammen mit Kartoffelstückchen, geschnittener Zwiebel, Paprikastücken, indischem Brot und leckerem frischen Quark. Ich denke, das ist ein Frühstück, welches ich nach der Weltreise gerne selber machen möchte.

Inzwischen war noch ein wenig warten angesagt. Es kam mir so vor, als sollte ich nicht sehen, was draußen vor sich geht, da ich gemeinsam mit den anderen jüngeren Personen und Gästen in eines der hinteren Zimmer gebeten wurde. Dort machte es sich Navdeep auf einem der beiden Betten gemütlich, da er im Gegensatz zu mir heute Morgen nicht weiter geschlafen hatte. Nach einem Powernap sehnend, legte ich mich dazu. Ich habe gar nicht richtig mitbekommen, wer uns ein kleines Tablett mit einem Kaffee für mich und Snacks für die Anderen brachte, aber ich bin derjenigen sehr dankbar. Der Kaffee war sehr lecker. Kein bisschen wässrig, nicht bitter oder zu kräftig, sondern eher süßlich und angenehm warm. Für eine Weile war ich dadurch auch wieder wach, habe mich mit einem der Söhne und Sarvik, dem kleinen Energiebündel, beschäftigt. Der flitzte wie immer fröhlich durch das Zimmer. Irgendwann bin ich jedoch nochmals schläfrig geworden und legte mich erneut hin. Ich hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren, da ich weder wusste, wann wir morgens aufgestanden waren, frühstückten oder ich mich erneut schlafen gelegt hatte. Jedenfalls wurde ich erneut geweckt. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen und es konnte losgehen. Abgesehen davon, dass ich kurz vor dem Ziel von dem älteren Sohn abgefangen wurde und Navdeep mich mit ihm zum Essen kaufen schickte. Dort holten wir etwas, was erneut so ähnlich wie gefüllte, sehr würzige Teigtaschen war und fuhren mit einer großen Pappbox im Arm mit dem Scooty zurück. So Kleinigkeiten machen das Große Ganze aus. In Deutschland wäre es nie dazu gekommen, dass ich auf dem Rücksitz eines Rollers, mit einer großen Pappbox gefüllt, mit heißer, frisch zubereiteter Ware und Schlappen an den Füßen durch halb fertige Straßen fahren würde.

Im Innenhof angekommen, stellten wir die Box im von dem Rest räumlich durch ein großes Tuch abgetrennten Bereich ab. Ich begab mich zu Navdeep, der bereits auf den großflächig ausgerollten Teppichen saß und mich herbeiwinkte. In der Mitte befand sich ein großer, schöner und verzierter Altar, an dem zwei Männer mit weißem Gewand saßen. Der Rechte war groß und schwer, trug eine Brille, hatte einen langen und breiten Vollbart sowie einen gelben Turban auf… und eine wunderschöne Stimme? Sein Gebetsgesang klang wahrlich schön. Der Linke war das Gegenteil vom Rechten. Schlank, aber nicht schlaksig. Er hatte einen kleineren, heranwachsenden Vollbart, weshalb er um einige Jahre jünger aussah, als der Rechte und hatte ebenfalls einen gelben Turban auf. Gemeinsam haben sie sich abgewechselt und ergänzt, während sie das Gebet sangen. Es war ein warmes und trotz der hohen Lautstärke durch die Lautsprecher ein ruhiges Ambiente. Immer wieder kamen neue Leute vor den Altar und verneigten oder verbeugten sich. Manche gingen

sogar auf die Knie. Aber alle ließen sie eine kleine Spende in ein Körbchen fallen. Die Frauen gingen danach nach links zu den anderen Frauen und die Männer setzten sich zu uns, nach rechts.

Nach einiger Zeit schien das Aufsagen des Gebetes vorüber zu sein, da nun Instrumente ausgepackt wurden. Ein Junge, wohl in meinem Alter, spielte zwei Trommeln, die sich Tabla nennen. Zwei weitere, gleiche Instrumente wurden aus ihrer Schutzhülle geholt. Es ist eine Art Kombination aus Klavier und Ziehharmonika, namens Harmonium. Zu diesem Zeitpunkt kam auch eine junge Sängerin, gekleidet in sattem Gelb, hervor und besetzte ein Harmonium. Zu diesem Zeitpunkt nahm mich Navdeep mit zum Buffet. Dort gab es die immer noch warmen Teigtaschen, die ich mit einem der Söhne holte, Wasser und Tee, indische Süßigkeiten, Soßen und würzigen indischen Snacks. Wir aßen auf, beteiligten uns noch eine Weile still an der Zeremonie und stellten fest, dass wir so langsam packen mussten. Das Auto beladen mussten wir uns nur noch von unseren lieben Gastgebern verabschieden.

Die Straße, die gestern in totaler Dunkelheit recht furchteinflößend war, war es bei Tageslicht immer noch, wenn auch aus einem anderen Grund. Nun konnte ich die vielen Schlaglöcher erkennen. Als wir wieder in Kurukshetra einfahren wollten, wurden wir durch stockenden Verkehr verlangsamt. Ein Tempel feierte ein großes Fest, weshalb eine Parade bereits hunderte Meter vor dem Eingang stand und mit lauter Musik feierte.

Zu Hause mussten wir derzeit in aller Eile je einen Koffer mit dem Nötigsten für ca. eine Woche in Bangalore packen. Navdeep wank uns eine e-Rikscha heran, die wir mit unseren beiden Koffern, dem Raketenkoffer, unseren Laptoptaschen und uns selbst beluden. Sein Vater fuhr uns mit dem Scooty hinterher, um uns am Bahnhof mit all dem Gepäck zu helfen. Unser erster Zug sollte eigentlich 15 Uhr abfahren. In Wirklichkeit warteten wir über eine Stunde darauf, dass er überhaupt erst einfuhr. Wenigstens ist die Deutsche Bahn damit nicht alleine. Der Zug sollte uns bis nach Delhi fahren, von wo aus wir ein Gleis weiter wechselten und nicht mal 10 Minuten auf unseren Anschlusszug warten mussten. Dieser war nun der versprochene klimatisierte und saubere Zug, von dem Navdeep gesprochen hatte. Von hier fuhren wir noch vor halb 9 los.

Nach ein paar weiteren Stationen füllte sich unser Abteil und alle bereiteten die Betten aus den umfunktionierten Sitzbänken für die erste Nacht vor. Mein Bett war schätzungsweise einen Kopf zu kurz und etwa Schulterbreit. Eben ein Bett, das auf die Größe eines durchschnittlichen Inders und nicht einen übergroßen Deutschen konzipiert ist. Mit Hin und Her Geschaukel durch den Zug schlief ich irgendwann ein und so endete dieser eindrucksvolle Tag.

 

Zugfahrt

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16.10.2023, Arthur Sommer

Durch das zu kleine Bett, den Nebengeräuschen, das Hin und Her, sowie das vor und zurück Ruckeln des Zuges wachte ich nachts häufiger auf, als mir lieb war. Deswegen entschloss ich mich, als ich das Tageslicht durch die Fenster scheinen sah, aufzustehen. Und siehe da, Navdeep war ebenfalls wach.

Unser nächster Stopp war in einer Stadt namens Bhopal, in der Verwandte von Navdeep wohnen. Sie haben sich untereinander ausgemacht, dass sie uns eine Nahrungsration an Bord geben, wenn wir am Bahnhof Halt machen. So geschah es auch. Ein junger Mann und seine Frau kamen zu uns an den Eingang in den Wagon überreichten und eine große Papiertüte mit Essen und eine kleine mit Trinken. Somit hatten wir unsere Verpflegung für die nächsten zwei Tage. Dankeschön!

Nach dem Frühstück könnte man den Tag eigentlich recht simpel zusammenfassen. Wir beschäftigten uns entweder mit Arbeit, einem Spiel ähnlich wie dem deutschen "Mensch ärger dich nicht", Schlafen oder ich mit dem Schauen einer Serie. Das Beste war jedoch, dass wir unsere Reisegenossen in unserem Abteil näher kennenlernen durften. Sie waren ebenfalls Teil eines NGOs. Allerdings in einem komplett verschiedenen Richtungszweig. Sie sind daran interessiert und kümmern sich um den Spracherhalt beziehungsweise ihrer Erfassung. Sie reisen dafür durch ganz Indien und besuchen unter anderem abgelegene Dörfer und bitten die Bewohner, ihnen ihre Sprache zu offenbaren. Damit kann man schon mal einige Monate beschäftigt sein.

Während wir uns im Zug die Zeit vertrieben liefen und riefen die Mitarbeiter des Zuges teilweise im Minutentakt durch den Wagon, ob denn jemand Wasser (Pani), heißen Tee (Chai garam), Essen (khaana) oder sonstige Sachen bräuchte. Am Anfang war das noch neu für mich, amüsant und ich konnte ein wenig lernen. Doch nach einiger Zeit war es eher wie ein leiser Tinnitus, den man durchgehend hörte.

Insgesamt konnte ich mich aber gut daran gewöhnen, für insgesamt knapp 2 Tage im Zug zu leben. Besonders nachdem mir unsere neuen Freunde netterweise eines ihrer Betten zum Tausch angeboten haben, da ich mich dort lang machen und strecken konnte. Meine Füße haben dabei etwas über indischer Kopfhöhe im Gang gehangen, jedoch war das nachts, als sowieso alle schliefen, kein Problem.

 

Willkommen in Bangalore

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17.10.2023, Arthur Sommer

Die fast zwei Tage lange Zugfahrt sollte heute ihr Ende nehmen. Dabei hatte ich mich gerade an das Leben im Zug gewöhnt. Kurz nach der Mittagszeit erreichten wir unseren Bahnhof in Bangalore. Unsere fünf Reisegenossen und neu gewonnenen Freunde stiegen noch mit uns aus. Wir bedankten uns und äußerten gegenseitig Glückwünsche, bevor sich unsere Wege wahrscheinlich für immer trennten.

Von hier mussten wir noch einen Weg finden, die etwa 4 km zu unserer Unterkunft in einem Sikh Tempel "Gurdwara Sri Guru Singh Sabha" zu bewältigen. Am Ausgang des Bahnhofes warteten bereits unzählige kleine, gelb-grüne Tuk Tuks auf ihre nächste Fahrt. Während Navdeep, wie ein Profi, die Fahrtkosten verhandelte, wartete ich und sah mich um. Als er einen Fahrer gefunden hatte, luden wir unsere Gepäckstücke und uns eilig auf die enge, schwarze Lederrückbank. Durch die, aufgrund der herüberragenden Bäumen und dünnen Fußwege, schmal wirkenden aber dennoch viel befahrenen Straßen, führte uns unser Fahrer flink und sicher an das große, fast ausschließlich weiße Gebäude. Wir traten durch ein riesiges Tor hinein. Uns erwartete ein freundlicher Wachmann in dunkelblauer Uniform.

Im Tempel sollte man sein Haupt bedecken, weshalb ich das Tuch, welches ich zur Gebetszeremonie bei seinen Verwandten bekam, nun erneut verwendete. Während ich am Eingang auf unser Gepäck aufpasste, machte Navdeep etwas. Es war wahrscheinlich so etwas wie ein Check-in. Als er wieder kam, konnten wir mit dem Aufzug in die dritte und letzte Etage fahren und unser Zimmer begutachten. In Navdeeps Worten: Das ist besser als jedes Hotel. Wir stellten unser Gepäck ab und sahen uns um. Links ist das große Bett mit einem hellblauen Bettbezug, rechts von der Tür ist nicht viel Abstand bis zu Wand allerdings findet sich hier ein Schrank aus dunkelbraunem Holz und einem Spiegel. Geht man weiter in das L-förmige Zimmer hinein, steht man vor einem Waschbecken und dem Eingang ins Badezimmer. Dieses nutzten wir sogleich, um uns nach der fast 2 tägigen Reise frisch zu machen.

Inzwischen war es bereits nach 16 Uhr und wir mussten uns entscheiden, ob wir heute noch die DIDAC Messe besuchen oder nicht. Wir entschieden uns dagegen. Man bräuchte auf den vollen Straßen über eine Stunde bis zum Banglore International Exhibition Center (BIEC), nur um nach etwa einer Stunde die Halle verlassen zu müssen. Damit wäre unser Zeitaufwand für den Weg doppelt so lang wie die Zeit, die wir sinnvoll nutzen könnten.

Wir blieben also im Tempel. Navdeep fragte mich, ob ich daran interessiert wäre, mir ein Gebet anzusehen. Dafür zogen wir unsere Schuhe aus, legten sie in einem Sammelraum ab und liefen barfuß die große Treppe neben dem Eingang hinauf. Dort musste man, bevor man in den Saal eintreten durfte, durch ein flaches Bad laufen, damit die Füße gereinigt werden. Unsere Hände hatten wir bereits gewaschen. Wir liefen über den Teppichboden hin zum Altar, der mit blauen Tüchern und goldenen Akzenten versehen war. Links davon saß eine Gruppe von Frauen, die am Gebet teilnahmen. Im restlichen Saal fand man vereinzelte Personen, die ich als stille Beobachter bezeichnen würde. Später erklärte er mir, da ich fragte, weshalb man hier recht viele nicht Sikhs sieht, dass es mehrere Gründe haben kann. Manche sind, so wie ich, nur zu Besuch oder als Beobachter hier. Andere seien da, weil sie Respekt zollen wollen. Es ist nämlich so, dass sich die verschiedenen Religionen Indiens gegenseitig respektieren. Wieder andere, allerdings nur ein kleiner Teil, sind wegen dem Essen da, das es nach Vollendung des Gebetes gibt.

Obwohl es mich interessiert und ich gerne über die Kultur meines Gastgebers lerne, habe ich mich dort fehl am Platz gefühlt. Ich kann nicht genau sagen, weshalb allerdings haben mich viele der Betenden angeschaut und ich konnte nicht deuten, ob das gut oder schlecht war. Jedenfalls setzten wir uns, ähnlich wie die anderen Besucher, als stille Beobachter in den Hintergrund. Nach gut einer halben Stunde verließen wir den Saal, um uns mit dem Gebiet um den Tempel vertraut zu machen. In der einen Richtung gab es nichts für uns, also liefen wir in die andere. Allzu weit begaben wir uns jedoch nicht, da wir an der Mahlzeit nach dem Gebet teilnehmen wollten. Dazu wurden dünne, etwa 50 cm breite Streifen Teppich ausgerollt. Auf ihnen wurde gesessen. Jeder bekam einen Metallteller, Becher und einen Löffel. Danach wurde das Essen ausgeschenkt. Reis, Brot und eine dickflüssige Kartoffelsuppe, sowie zwei kleine Süßigkeiten.

Der Abend nahte, jedoch hatten wir noch ein wenig Sonnenlicht, welches wir nutzen wollten, um Bangalore etwas mehr zu erkunden. Wir sahen einen gutaussehenden Park am See in der Nähe des Tempel, den wir besuchen wollten. Er war eingezäunt und wir mussten den Eingang suchen. Dieser befindet sich wohl auf der gegenüberliegenden Seite, da wir lange Zeit liefen. Als wir kein Ende sahen, sprach uns stattdessen ein großes Banner auf, das für ein Tanzfestival warb. Da wir Musik hörten, betraten wir das Tempelareal. Es war ein buddhistischer Tempel und nebenan in einem großen Raum fand das Festival statt. Wohl eher sollte es stattfinden. Es sollte in 20 Minuten beginnen, also warteten wir. Es präsentierten zwei Tanzschulen, vertreten durch je sechs junge Tänzerinnen, traditionelle Formen des Tanzes. Die Aufführung war interessant und es hat Spaß gemacht zuzuschauen. Dennoch mussten wir irgendwann gehen, da uns noch etwas Arbeit erwartete.

Im Zimmer angekommen war nun noch Zeit für meine Berichte, mit denen ich ein wenig hinterherhinke. Navdeep übergab die ganzen Fotos der letzten Tage ans ISEI, damit diese dokumentiert und archiviert werden können. Mittlerweile verflog die Zeit und wir legten uns schlafen, da wir morgen unser erster Tag der DIDAC sein sollte.

 

Erster Tag auf der DIDAC

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18.10.2023, Arthur Sommer

Heute sollte ein aufregender, spannender, interessanter und langer Tag auf der größten Bildungsmesse Asiens, DIDAC, werden. Bevor es richtig losgehen konnte, musste der Tag jedoch erstmal starten.

Nachdem wir gestern Abend eine lange Nachtschicht geschoben hatten, war ich froh, endlich ins Bett zu kommen und mir einen langen erholsamen Schlaf einzuholen. Zumindest dachte ich mir das so. Heute Morgen wurde ich von einem fast fertig vorbereiteten Navdeep geweckt. Glücklicherweise war noch Zeit zum Duschen. Danach zog ich mir schnell die neue Anzughose, die wir mir vor der Fahrt mit dem Zug kauften, als auch das ISEI Mission Shirt an, um uns damit auf der Messe zu repräsentieren.

Da wir den ganzen Tag beschäftigt sein werden, war es wichtig, gut gesättigt zu starten. Wir fragten uns bei ein paar Leuten durch, wo man gut frühstücken könnte. Nachdem wir durch einige Nebengassen und um einige Ecken liefen, fanden wir einen Laden. Er war sauber, frisch und das Essen war schnell fertig. Es gab Dosa, einen flachen, runden Teig, der ich schätze, frittiert und in eine dreieckige Form gebracht wurde. Im Inneren befanden sich zerdrückte Kartoffeln mit einigen grünen Gewürzen.

Der Weg von hier zum Banglore International Exhibition Center (BIEC) war laut Google Maps etwa eine Stunde. Deshalb war es wichtig, so schnell wie möglich eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Wir, beziehungsweise Navdeep, versuchten, mit den Tuk Tuk Fahrern zu verhandeln. Allerdings forderten sie einen unverschämt hohen Preis. Eine andere Lösung musste her. Wir fanden “Ola”. Das ist eine App, ähnlich wie Uber, mit der man einen Fahrer mit beliebigem Fahrzeug anfordern kann und dieser einen zum gewünschten Ziel bringt. Das Beste ist, man muss den Preis nicht verhandeln und es war etwa ein Drittel, von dem, was die anderen Fahrer verlangten. Die einstündige Fahrt verging wie im Flug und kam mir überraschend kurz vor, da es so viele neue und interessante Dinge auf dem Weg zu sehen gab.

Am BIEC angekommen, mussten wir einchecken und unsere Badges abholen. Irgendwie hat mich das an den SLS Raketenstart der Artemis 1 Mission erinnert, da wir dort ebenfalls Badges abholen mussten, bevor wir den Bereich betreten durften. Am Eingang zur Ausstellungshalle gab es viele Fotomotive, die wir natürlich sofort nutzen, auch wenn hier ein wenig anstehen und abwarten angesagt war.

Die Ausstellung war doch größer als gedacht. Es gab zwei Etagen, auf denen die Aussteller sich ausgebreitet hatten und man an Workshops bzw. Vorträgen teilnehmen konnte. Wir erkundeten zuerst die Aussteller im Erdgeschoss. Nach nicht einmal 10 Minuten wurden wir von einem Paar angesprochen, das mein T-Shirt gesehen hatte und daran interessiert war. Wir stellten uns, den World Space Council und das ISEI vor. Sie stellten sich natürlich ebenfalls vor. Besonders interessant war, dass sie die NASA Appchallenge mit etwa 1.000 Teilnehmern in Indien organisiert und durchgeführt haben. Das bietet sich doch für uns an, da das ISEI seit über 15 Jahren an der NASA Roverchallenge teilnimmt. Wir tauschten Kontakte und erkundeten weiter.

Zusammengefasst sahen wir viele White- und Smartboards. Die meisten warben damit, dass sie als einzige das neue AI (Künstliche Intelligenz) Feature nutzen. Ein Stand erklärte uns sogar, dass diese AI mit einer API einfach nur ChatGPT nutzt. Ansonsten gab es auch 3D-Druck, einige Anbieter für Schulmöbel und tatsächlich auch deutsche Aussteller. Diese haben wir leider nicht im ersten Anlauf besuchen können, da wir 14 Uhr an einer Präsentation über die Förderung von Inklusivität und Zugänglichkeit im indischen Bildungswesen teilnahmen. Interessant zu sehen, wie andere Bildungssysteme sind und wie man sie verbessern möchte. Für 15.15 Uhr hatten wir uns für einen weiteren Vortrag angemeldet. Bis dahin waren es noch 15 Minuten, die wir damit nutzten, uns ein bisschen in der ersten Etage umzusehen. Das Thema war hauptsächlich Robotik. Es gab zahlreiche Roboter Aussteller unterschiedlichster Art.

Von 15.15 bis 16.15 Uhr hörten wir Mr. C.B Sharma über die Herausforderungen der Einführung der NEP 2020 (National Education Policy) zu. Ich habe noch nie so viele Rückfragen zu einem Vortrag, wie in diesem erlebt. Sie nahmen die Hälfte der Zeit ein. Hier knüpften wir einen weiteren wichtigen Kontakt mit einer Dame, die sich um mehrere Schulen kümmert, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie hat nämlich hauptsächlich mit Navdeep und auch nicht immer in Englisch gesprochen. Auf jeden Fall möchte sie uns in Bhopal die Möglichkeit geben, an vier großen und bedeutenden Schulen zu präsentieren. Das ist super!

Bis nach Ausstellungsende um 18 Uhr blieben wir und erkundeten die erste Etage, sammelten Visitenkarten und Kontakte an jedem Stand, der auch nur ein bisschen interessant für den World Space Council sein könnte und knüpften Kontakte. Kurz bevor das Licht ausgeschaltet wurde, stellten wir uns nacheinander auf die Bühne für die sogenannten DIDAC Talks. Inzwischen waren diese für heute durch und jeder, der wollte, konnte sich mit einem Mikrofon auf die Bühne begeben, um Fotos zu machen. Das war spaßig. Nach fast 8h Anwesenheit auf der Messe machten sich meine Füße bemerkbar, dass sie eine Pause brauchten. Glücklicherweise begaben wir uns nun zum Ausgang, da die Ausstellung für heute beendet war.

Als wir fast auf der Straße ankamen, die weg vom BIEC führte, wurden wir erneut von jemandem angesprochen, der vom ISEI T-Shirt angetan war. Wir gaben ihm eine kurze Erklärung, jedoch mussten wir zügig weiter, da ,man bedenke wir noch mindestens eine Stunde zum Tempel fahren mussten und es bereits 19 Uhr war. Der Rückweg verzögerte sich nur noch mehr dadurch, dass direkt am BIEC kein Ola verfügbar war und wir entweder bis zur Hauptstraße laufen oder mit einem der zahlreichen Tuk Tuk Fahrer verhandeln mussten. Wir versuchten unser Glück mit den Fahrern, doch nach einigen Spirenzchen war uns das Ganze zu viel und wir entschieden uns doch dazu, den Weg zu laufen. Hier holte uns der Ola Fahrer ab und wir hatten erneut einen beträchtlichen Betrag gespart.

Im Tempel gab es noch etwas Leckeres zu essen für uns, bevor es Schlafenszeit war, da uns der heutige Tag die ganze Energie entzog. Er war schön und es hat mir Spaß gemacht, mit so vielen unterschiedlichen Leuten zu sprechen und neue tolle Dinge kennenzulernen. Dennoch waren wir mittlerweile müde und total fertig. Gute Nacht!

 

DIDAC Tag 2

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19.10.2023, Arthur Sommer

Heute ist der letzte Tag der DIDAC India 2023 und wir haben noch einiges zu erkunden. Also erledigten wir unsere morgendlichen Aufgaben im Schnelldurchlauf und waren bis kurz nach 10 Uhr fertig mit Frühstück und der einstündigen Fahrt zum Banglore International Exhibition Center (BIEC). Ein Problem war jedoch, dass ich mein Badge von gestern vergessen habe. Glücklicherweise waren die Mitarbeiter am Einlass sehr freundlich und kooperativ, weshalb ich kurzerhand ein neues Badge um den Hals hängen hatte.

Hier erforschten wir die verbliebenen Stände im Erdgeschoss. Viele davon boten Softwaresysteme für Schulen an. Es gab ebenfalls vereinzelte, die das Lernen durch VR (Virtual Reality) oder AR (Augmented Reality), vor allem für jüngere Kinder, optimieren wollen.

Als die Zeit gegen Mittag voranschritt, sagte mir Navdeep, der heute Morgen eine VIP bzw. "Changemaker" Badge bekam, er besorge mir nun auch so eine und ich kann mich bis zu seiner Rückkehr in Ruhe umsehen. Ich schlenderte also in der Nähe des Haupteingangs herum, auf der Suche nach etwas, das mich ganz besonders anspricht. Da fand ich es. Ein Experimentierset für das deutsche Gymnasium im Fach Physik. Mich als Physik Leistungskursler hat das natürlich sehr gefreut. Ich begann also ein Gespräch mit einem der wenigen Deutschen auf dieser Messe, Christoph, am Christiani Stand. Wir redeten über Schule und was ich denn hier mache. Ich erklärte ihm etwas über das Austauschprogramm und er war total begeistert. Er erzählte mir über seinen Werdegang und was ihn hierher verschlagen hat. An seinem Stand gab es einerseits die drei Physikexperimente, als auch ein riesigen Erklär Bereich für Elektroautos und weitere Sets für Schulen, mit denen Solaranlagen experimentell erklärt werden können. Ich muss sagen, so etwas Nützliches und Zukunftsorientiertes hätte ich viel lieber in meiner Schulzeit gelernt als Quantenphysik. Vielleicht ist das ja etwas für die nächste Generation. Zu diesem Zeitpunkt fand mich Navdeep wieder und wollte mich einsammeln, damit wir gemeinsam zum Changemaker Bereich und zum Diskussionsraum kamen.

Hier haben die Präsentatoren von den Workshops über etwas diskutiert und Reden gehalten. Genauer kann ich das nicht beschreiben, da wir leider erst in den letzten Minuten ankamen. Danach gab es ein großes, gemeinsames Mittagessen. Nachdem wir gestärkt waren und beim Verlassen ein Geschenk bekommen hatten, wollten wir als allerletztes die finnischen und ein paar der deutschen Aussteller besuchen. Ein Finne erklärte uns, wie das Lernen in ihrem Bildungssystem funktioniert. Mann wäre ich gerne in finnischen Schulen aufgewachsen. Danach übergab er uns an eine Universität, die gemeinsame Projekte mit NASA macht. Es gibt ein Forschungslabor, in dem Studenten an der Pflanzenzucht auf dem Mars arbeiten. Dieses wird jährlich von NASA Wissenschaftlern besucht und die Studierenden stellen die Ergebnisse vor. Das klingt wirklich cool!

Inzwischen war es fast 16 Uhr und unsere Zeit um, da an diesem Nachmittag das erste NASA HERC Webinar stattfinden sollte. Nur eines hatten wir vergessen: unsere Zertifikate für die Teilnahme an den Workshops abzuholen.

Nachdem wir uns gut überlegen mussten, ob wir nochmal den gesamten Weg zum anderen Ende der Ausstellung laufen wollten, taten wir es letztendlich doch noch. Jeder bekam ein Zertifikat für jeden Workshop, an dem er teilgenommen hat. Also bekamen wir je 2.

Nun war es an der Zeit, mit der Hilfe von Ola zurückzukehren. Auf der Fahrt wurden wir beide sehr müde und schliefen im Tempel für einige Zeit. Nachdem mein Wecker klingelte, bereitete ich mich auf das Webinar vor. Zu schade, dass sich jemand mit der Zeitverschiebung um eine Stunde verrechnet hat. Also, anstelle von 18.30 Uhr fand es 19.30 Uhr statt. Bis dahin nutzten wir die Zeit für interne Vorbereitungen und Test. Das Webinar verlief ansonsten reibungslos und unser Team hat sicherlich bereits einiges gelernt.

Zum Abschluss gab es das gemeinsame Essen in der Langar Halle im Erdgeschoss. Ich freue mich jedes Mal dorthin zu kommen, da die Leute so freundlich und offen sind. An das Essen im Schneidersitz gewöhne ich mich ebenfalls langsam. So war auch heute ein abenteuerlicher Tag für mich.

 

Digantara und ISRO

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20.10.2023, Arthur Sommer

Dieser Freitag fühlte sich heute Morgen schon beinahe wie Wochenende an. Ich konnte lange schlafen und gemeinsam starteten wir locker in den Tag. Als wir bereit waren, buchten wir erneut eine Fahrt mit Ola. Dieses Mal zum temporären Büro von Digantara. Das junge Start-up hat sich eine Navigationsmöglichkeit für den Weltraum zum Ziel gesetzt. Wenn der Mensch irgendwann den Weltraum als vierten Transportraum nutzt, ist neben dem Fortbewegungsmittel das Wichtigste die Navigation. Die anderen Transportmittel sind übrigens Land, Wasser und Luft. Ganz simpel gesagt arbeiten sie an Google Maps für den Erdorbit.

Wir trafen uns gegen halb 12 mit einem der drei Gründer, Rahul Rawat. Er erläuterte uns die Vision und die bisherigen Errungenschaften des Start-ups. Navdeep stellte ihm den World Space Council, seinen deutschen Partner, das International Space Education Institute und ebenfalls seine Ziele sowie bisherigen Erfolge vor. Wir redeten eine Weile, bis wir nach einem Abschlussfoto guten Gewissens das Meeting beendeten.

Jetzt hatten wir noch etwa den halben Tag übrig. Damit wir nicht nur auf unseren 4 Buchstaben sitzen, rief er seinen Freund den Direktor von CSIR Chandigarh an und fragte ihn, ob er uns spontan einen Kontakt oder eine Besichtigung bei ISRO organisieren könnte. Während wir auf eine Rückmeldung warteten, saßen wir an einer Bushaltestelle auf einer metallenen Bank und vertrieben uns die Minuten. Als ein Rückruf und eine Nachricht kam, besorgten wir uns eine Mitfahrgelegenheit. Wir verhandelten mit mehreren Tuk Tuk und Taxifahrern, bis wir endlich jemanden mit einem vernünftigen Angebot fanden.

Als wir beim ISRO HQ, der größten Außenstelle der Indischen Raumfahrtorganisation, ankamen, begrüßte uns ein großes Tor. Die Angestellten konnten problemlos an den Wachleuten vorbei, doch uns hielten sie auf. Verständlicherweise kann nicht jeder einfach so hereinspazieren. So warteten und warteten wir eine Weile. Zwischendurch bat uns ein Mitarbeiter seine Hilfe an. Er besorgte uns die Telefonnummer von jemandem im Büro. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, der große Chef, zu dem wir eigentlich wollten, ist gerade 200 km weit weg, da morgen ein Probestart mit Indiens erster Raumkapsel für zukünftige bemannte Flüge getestet wird. Dafür holte uns Deputy Director Nishant Kumar am Tor ab. Er hat uns für die Dauer des Gesprächs in die Rezeption und an den Wachen vorbei gebracht.

Abermals stellte Navdeep den World Space Council vor. Mr. Nishant Kumar schien überzeugt von seinen Ideen und gab zwei bedeutende Hinweise. Einer davon beinhaltete die Möglichkeit für ihn, ein offizieller Bildungspartner für ISRO zu werden. Das wäre sicherlich von großem Vorteil. Unser Gespräch wurde überraschend von einer Gottesanbetung unterbrochen und mehr oder weniger beendet.

Der Altar, der dafür genutzt wurde, fiel mir von Anfang an auf, jedoch dachte ich mir dabei nichts. Er war mit einem Bild des Gottes, gelben Blumenketten, Palmenblätter und verschiedenen Früchten, wie zum Beispiel Bananen, Äpfeln und Kokosnüssen geschmückt. Jemand, vergleichbar mit einem Priester, vollzog ein Ritual. Dabei sprach er unfassbar schnell und nutzte weitere Utensilien, wie eine kleine Glocke, Räucherstäbchen sowie roter und oranger Farbe. Wir wurden ebenfalls in das Ritual eingebunden, was mich recht überrascht hat, aber mich ehrte.

Mit dem Finale der Anbetung beendeten wir ebenfalls unser Meeting, bedankten uns und verließen das Gelände. Nun verharrten wir eine Weile in einem nahegelegenen Park und machten uns Gedanken über die Planung der nächsten Tage.

Wir beschlossen, so bald wie möglich den nächsten Zug nach Bhopal zu nehmen. Dort erwarten uns die Schulen der Dame, die wir auf der DIDAC kennengelernt haben. Nachdem wir in einem Reisebüro unsere Tickets für Sonntag Mittag bekamen, fuhren wir mit einem Tuk Tuk zurück zum Tempel.

Hier sagte mir Navdeep, er müsse nun eine Weile beten gehen und dass dies ein bis zwei Stunden dauern könnte. Er schlug vor, dass ich mich erst etwas ausruhen und ihm später folgen könne. Als eine Weile verging und ich nicht mehr so müde war, wie zuvor, ging ich zum Gebetsraum und setzte mich still zu Navdeep. Wir verbrachten rund eine Stunde hier und ich konnte schon wieder einiges dazu lernen. Zum Abschluss des heutigen Tages gab es Essen und noch etwas Berichte zu schreiben, bevor ich schlafen ging.

 

 

Planetarium

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21.10.2023, Arthur Sommer

Heute war unser letzter Tag in Bangalore, an dem wir etwas unternehmen konnten. Ich kannte den Plan für heute nicht und ließ mich daher überraschen.

Heute haben wir das erste Mal im Tempel gefrühstückt. Es war wie immer lecker und die Leute freundlich. Danach zogen wir uns um und bereiteten uns auf unsere Ausflüge vor. Nun offenbarte mir Navdeep, dass wir zu einem Planetarium fahren werden. Als wir uns vom Tempel entfernten sahen wir eine Mall auf der linken Seite und entschieden uns spontan , Fenster-Shopping zu machen und sahen uns in ihr um. Es gab zwar nichts, was uns direkt ansprach, aber das Schlendern war spaßig.

Mit Ola fuhr uns erneut ein Tuk Tuk durch die Straßen Bangalores. Dort überraschte uns eine riesige Warteschlange. Neben dem kostenlosen Science Park gibt es im Planetarium einige Filme anzuschauen. Navdeep sagte mir, da hier so selten internationale Persönlichkeiten unterwegs sind, kann man sich dadurch auch mal Vorteile verschaffen. Ich fragte also am Tresen nach einer Möglichkeit für internationale bzw. Englischsprachige und wurde gebeten, durch hintenrum ins Büro zu kommen. Hier bekam ich für nur 150 Rupien (etwas weniger als 2€) zwei Tickets für die englische Vorstellung, die in etwa 30 Minuten begann. Bis dahin konnten wir uns im Park umsehen. Es gab zahlreiche Experimente und Darstellungen unseres Universums, auf einem Level, das sogar Kinder verstehen konnten. Das war spannend und spaßig.

Der Film handelte von Sternbildern und unserem Sonnensystem. Hier habe ich auch erfahren, dass in Indien sehr viele Menschen an Astrologie glauben und dies als Wissenschaft ansehen, wohingegen in Deutschland dies die wenigsten tun. Ein weiterer großer Unterschied zwischen unseren Kulturen. Als wir das Planetarium verließen, fragte Navdeep bei einigen Besuchern etwas nach. Ich verstand wie so oft nichts und erfuhr auch dieses Mal erst im Nachhinein, wohin uns unser Weg führte.

Ein sehr bekannter und populärer Markt soll wohl ganz in der Nähe sein, weshalb wir zu Fuß unterwegs waren. In der Zwischenzeit gab es auch eine kleine Stärkung mit Samosa und eine Erfrischung durch ein kühles Zitronengetränk. Wir fragten uns weiter bei den Leuten durch und kamen zum Entschluss lieber mit dem Tuk Tuk zu fahren, da der Weg doch um einiges länger war.

In der Tat, der Markt war sehr belebt und man kam mit dem Tuk Tuk nicht mehr voran. Wir stiegen aus, bezahlten und erkundeten jetzt den Markt. Es war eine lange Straße umgeben von hohen Häusern und geschmückt mit Werbeplakaten. Alles war voll mit Menschen, am Rand geparkten Motorrädern, fahrenden Ständen, Marktrufern und gelegentlich sah man ein Tuk Tuk oder Transporter sein Glück versuchen, sich durch die laute und dichte Menschenmasse vorzuschlagen.

Navdeep suchte nach Sarees oder Silks für seine Mutter und/oder Frau. Das sind große, verzierte und meist sehr farbenfrohe Tücher, die sich Frauen zum Gewand umbinden. Ich sah mich mehr nach einer kleinen Aufmerksamkeit für meine Freundin um. Nach einer Weile verließen wir den Markt und gingen für eine letzte Tour zu einem achtstöckigen Laden, der ebenfalls Silks für Sarees verkaufte. Der Preis ging von ein paar Hundert Rupies bis zu 5 Lakh (500.000). Das entspricht einigen Euros bis hin zu etwa 5.700 €. Dass man so viel Geld für ein einziges Gewand da lassen konnte, hat mich überrascht. Auch das Kassen- und Bezahlsystem ist anders als in Deutschland. Man kann nicht mit den gewünschten Artikeln zur Kasse gehen. Stattdessen wird das Objekt der Begierde eingescannt, eine vorzeitige Rechnung ausgedruckt und zum Abholtresen gebracht. Dort bezahlt man und kann danach seine Ware abholen.

Auf dem Rückweg im Tuk Tuk erfuhr ich, dass wir in etwa einer Stunde eine Online-Präsentation halten werden. Wie diese lief, erfahrt ihr in dem dazugehörigen Bericht. Danach gab es jedenfalls noch etwas Arbeit für uns im Zimmer, bevor wir essen gehen konnten. Dort waren die aufgrund der späten Zeit wenig übrigen Menschen besonders freundlich und wir gerieten sogar in mehrere Gespräche. Damit endete der vorletzte Tag in Bangalore und wir gingen zu Bett.

 

Online Präsentation

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21.10.2023, Arthur Sommer

Wie in meinem anderen Bericht "Planetarium" bereits erwähnt gaben wir heute eine weitere Präsentation. Diese war jedoch in Form einer Online-Videokonferenz, was wir so noch nie zuvor gemacht haben. Davon erfahren haben wir jedoch erst auf unserem Rückweg zum Tempel, weshalb wir die Vorbereitung improvisierten. Glücklicherweise gibt es dort einen Conference Room, den wir nutzen durften. Da es dort jedoch keine Steckdose gibt, durften wir in den nebenan befindlichen Management-Raum wechseln. Als wir vorbereitet waren, informierten wir Cosma Heckel über unseren Vortrag und fragten, ob sie bereit wäre, gemeinsam mit mir zu präsentieren.

Nach der Begrüßung und Vorstellung der Leiterin dieses Meetings trat uns Cosma bei und Navdeep konnte mit seinem Teil beginnen. Er absolvierte trotz der ungewohnten Umstände seinen Part sehr gut. Auch Cosma und ich können sehr zufrieden mit unserer Leistung sein. Trotz der widerspenstigen Internetverbindung ihrerseits konnte sie einen tollen Beitrag leisten. Zeitweise waren knapp 90 Teilnehmer in dem Meeting, die uns interessiert zuhörten.

Am Ende unseres Vortrages eröffneten wir eine große Fragerunde. Es gab einige Schüler, die kluge Rückfragen zum Vortrag allerdings auch außerhalb unseres Bereiches fragten. Wir konnten hoffentlich jeden mit einer befriedigenden Antwort beglücken. Eine Frage blieb mir besonders im Kopf: Warum nutzen wir immer noch fossilen/chemischen Raketenantrieb anstatt eines elektrischen. Offensichtlich gibt es noch keine E-Raketen, aber der Gedanke daran fasziniert mich. Wenn man sich tiefer in diesem Thema beschäftigt, wird man sicherlich auf einige interessante Sachen, Möglichkeiten oder Hindernisse stoßen.

Zum Abschluss bedankte sich die Leiterin des Meetings im Namen aller Schüler und wir verabschiedeten uns. Insgesamt sind wir sehr froh über diesen Vortrag, da wir endlich Cosma als virtuelle Sprecherin an Bord hatten, die Schüler sehr aufmerksam waren und der Vortrag prima lief.

 

Zugfahrt nach Bhopal

 

22.10.2023, Arthur Sommer

Ab heute beginnt unsere Rückfahrt vom Süden Indiens zurück nach Norden. Allerdings nicht auf direktem Weg, sondern mit einem kurzen Zwischenstopp in Bhopal, um Verwandte von meinem Mentor Navdeep zu besuchen. Bis dahin stehen etwa anderthalb Tage Zugfahrt vor uns, weshalb heute und morgen, der 23.10, beide in diesem Bericht vorkommen.

Also begannen wir heute Morgen damit, unser Gepäck zusammen zu sammeln. Durch die DIDAC war es um einiges mehr, was wir wieder zurückbringen werden. Nachdem wir es zum Glück geschafft haben, alles aus dem Tempel, in dem wir die letzten Tage untergekommen waren, herauszubekommen, stand nun der Weg zur Bahnstation an. Der Tuk Tuk Fahrer guckte uns nur verdutzt an, als er uns warten sah.

Wir hatten gut zu tun, alles hineinzubekommen. Denn da gab es je einen Reisekoffer, den Raketenkoffer, eine Tüte für Essen und eine für Trinken, eine mit allem möglichen, mein neu gewonnener Rucksack von der DIDAC und unsere beiden Laptoptaschen.

Am Bahnhof kamen wir knapp zwei Stunden vor Abfahrt an, was mich doch sehr überraschte. Was noch kurioser für mich war, war der Zug, der ebenfalls bereit stand, da bei der Hinreise der Zug eine Stunde zu spät kam. Glücklicherweise waren wir so zeitig vor Ort, dass wir nun in Ruhe unser ganzes Gepäck verstauen konnten. Leider war die Klimaanlage noch nicht eingeschaltet, weshalb wir für eine gute halbe Stunde in einem doch recht warmen Anhänger verbrachten. Langsam aber sicher kamen weitere Gäste eingetrudelt, bis sich der Zug in Bewegung versetzte.

Jetzt hieß es warten und Zeit vertreiben. Entweder durch schlafen, essen, spielen oder Ähnliches. Meine Strategie war es, so viel wie möglich zu schlafen, da ich so am schnellsten die Zeit überbrücken konnte. Auch dieses Mal liefen und riefen die Angestellten durch den Gang und verkündeten ihr Angebot für Essen, Trinken und Extras. Nur etwas weniger als auf der Hinfahrt. Das fand ich gut. Ansonsten kann man gar nicht so viel zu der Reise sagen, obwohl sie uns vom Süden Indiens ins Herzen nach Bhopal brachte.

In der Nacht vom 23ten auf den 24ten kamen wir endlich an und wurden von Navdeeps Verwandten in Empfang genommen.

 

Bhopal

 

24.10.2023, Arthur Sommer

In der Nacht von gestern auf heute kamen wir am Bahnhof in Bhopal an und wurden von Navdeeps Verwandten in Empfang genommen. Zusammen fuhren wir mit dem Auto, welches wir bis oben hin mit unserem Gepäck beladen hatten, durch die Stadt und schließlich zu ihrer Wohnung auf einem Hügel am südlichen Rand der Stadt. Auf der Fahrt dahin sah man, dass die Festival-Saison in vollem Gange ist. Es gab einige aufregende und interessante Sachen zu sehen.

Dazu gehören die Figuren, die zur Feier des Events nächsten Abend verbrannt werden. Ich würde es mal so ähnlich wie ein Osterfeuer bezeichnen, bloß, dass man hunderte von diesen Figuren sah. Manche sind riesig, wie ein zweistöckiges Haus und manche so klein wie ein Kind. Immer wieder findet man am Straßenrand eine Schaubühne für Theater oder eine Darstellung einer Gottheit, die gefeiert und geehrt wird. Dies geschieht 9 Tage lang, da diese Gottheit 9 verschiedene Gestalten hat. An ihrer Seite ist immer ein Löwe, der ihr eine Art Gefährt ist. Danach werden die Figuren, die jegliche Menschen repräsentieren können, verbrannt und die Darstellungen der Gottheit in den Seen Bhopals versenkt. Zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Es war immer recht chaotisch und durcheinander.

Etwa halb oder um eins standen wir in der Wohnung. Hier hieß es erstmal frisch machen und danach Essen. Wach blieb ich bis etwa 3, da ich bis dahin keine Müdigkeit aufgrund des vielen Schlafens im Zug verspürte. Die anderen jedoch blieben noch länger wach und unterhielten sich.

Etwa um 10 Uhr wurde ich geweckt und hatte noch einen Moment Zeit wirklich wach zu werden. Zum Frühstück um 11 Uhr gab es zerdrückten Reis, mit Nüssen, frischen roten Zwiebeln und Zitronen. Als Beilage ein paar indische Süßigkeiten.

Bevor wir uns auf das heutige Abenteuer begaben, liefen wir eine weitere Etage nach oben auf das Dach, um die Aussicht über die Stadt in unserem Rücken und den großen See umgeben von einem Wald vor uns zu genießen. Mit dem Auto fuhren wir auch zu diesem See. Als wir über eine Straße durch den Wald fuhren, sagte mir Navdeeps Cousin, dass dieser bei Nacht nicht sicher sei, da es hier Tiger gäbe. Wir fuhren weiter über eine sehr unebene und eher als Wanderweg zu bezeichnende Straße, bis wir am Ufer ankamen. Hier wehte ein stetiger Wind und man konnte vom anderen Ufer aus eine Trommel schlagen hören. Diese gehört ebenfalls zu den Festivitäten. Man soll diese wohl bis zum 14. November hören, wenn das Festival Diwali vorbei geht.

Irgendwann befanden wir uns auf dieser Seite des Sees und fuhren weiter und weiter, bis wir beim ältesten menschengemachten See Indiens ankamen, dem Upper Lake. Hier bestaunten wir Ausstellungen, wie eine Eisenbahn, ein indischer Panzer und eine Gitarren-Skulptur, bestehend aus alten Technikteilen, wie Tastaturen und Motherboards, aber auch Kugellager. Danach fuhren wir für eine Weile Tretboot auf dem See, bis wir zum nahegelegenen Van Vihar Nationalpark Bhopals fuhren. Hier wollten wir eigentlich viele majestätische Tiere bestaunen, doch die meisten davon versteckten sich irgendwo in ihrem großen Gehege. Darunter auch Hyänen, Tiger, Panther, Leoparden und Geparden. Dafür konnten wir Löwen, Schildkröten, Schlangen, Affen und eine vom Aussterben bedrohte Krokodilart bestaunen.

Bevor wir den Park verließen, wollten wir noch die Beifahrertür des VW Polos reparieren, da hier der Hebel, der die Tür öffnen soll, nicht in Takt war. Allerdings machten wir die ganze Sache nicht besser und bekamen nun die Verkleidung nicht mehr an ihren Platz. Seis Drum dachten wir uns und fuhren mit der Verkleidung im Kofferraum weiter. Das letzte Mal Essen gab es vor rund 6 Stunden Und obwohl ich selber noch kein Hungergefühl hatte, wollten alle anderen essen gehen. Wir endeten in einem Pizzaladen, der unbegrenzt Pizza, Knoblauchbrot und Getränke anbot. Wir stürzten uns auf das Angebot und inzwischen bekam ich Appetit auf das Ganze.

Voll und kugelrund fuhren wir durch die Straßen Bhopals zurück zur Wohnung auf dem Hügel. Nun wird der Tag noch ausklingen gelassen, da ich bereits wieder müde bin und die Erlebnisse von heute erneut abspielen lasse.

 

 

Zurück nach Kurukshetra

 

26.10.2023, Arthur Sommer

Es ist endlich an der Zeit, wieder zurück nach Kurukshetra zu kehren. Die Reise nach Bangalore und Bhopal war aufregend, aber wieder an einem festen Ort zu sein, tut sicherlich gut.

So brachten uns Navdeeps Verwandte gestern, dem 25.10., mit voll beladenem Auto zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin setzten wir Manpreet frühzeitig ab, da sie zu einem Unterricht musste. Wir verabschiedeten und bedankten uns ganz herzlich bei ihr. Navdeeps Cousin brachte uns zum Bahnhof und half abermals mit der großen Menge an Gepäck.

Im und am Zug herrschte großes Gedränge. Manche von denen, die aussteigen wollten, wurden von denen blockiert, die unbedingt und auf der Stelle einsteigen wollen. Im Zug selbst war es bereits ziemlich voll, ebenso wie an unserem Platz. Wir handelten mit den anderen Fahrgästen und schafften es auf magische Weise all unsere Koffer und Taschen zu verstauen. Da auf den Bänken wenig Platz war, verzog ich mich beizeiten auf die oberste Etage der drei Höhen an Betten. Dort war es abermals recht eng, aber es gibt schlimmeres. Auch diese Fahrt war meine Taktik des vielen Schlafens mein Ziel. Allerdings war es mir nicht möglich, qualitative oder allzu lange Schlafphasen zu erlangen, da es eine ständige Geräuschkulisse und scheinendes Licht gab.

Diesen Morgen, mit anderthalb Stunden Verspätung, erreichten wir jenen Bahnhof, den wir vor 10 Tagen verließen. Dieses Mal sollte kein Tuk Tuk, sondern eine E-Rikscha auf die Probe gestellt werden, das viele Gepäck und uns von A nach B zu bringen. Im Haus wurden wir von dem kleinen Sarvik, Navdeeps Mama und Papa, sowie ein wenig später auch von Navpreet begrüßt. Jetzt stand es an, sich frisch zu machen und zu erholen. Bis zum Mittagessen herrschte Ruhe im Haus.

 

Nach der Stärkung fuhren Navdeep und ich, mit einigen kleinen Zwischenstopps, zum ersten Mal seit einer Weile zum Space Tower. Als wären wir nie weg gewesen, sah ich dieselben Schüler wie sonst auch und alles fühlte sich so normal an. Es geschahen die üblichen Dinge, bis er mir sagte, dass ich mit seinem Vater bereits zurückfahren soll, da er noch etwas zu tun hat und es bereits spät war. Dort angekommen verbrachte ich die Zeit hauptsächlich mit Sarvik, indem wir die Zahlen von 1 bis 10 in Englisch übten. Als Navdeep uns beitrat, gab es Essen und danach eine Tanzstunde. Zufällig waren ich und sein Vater auf das Thema gekommen, weshalb Navdeep alle aus der Familie zusammentrommelte und wir gemeinsam tanzten. Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Trotz der Tatsache, dass ich kein besonders guter Tänzer bin, haben mich die anderen angefeuert und zum Lachen gebracht. Ich freue mich sehr, dass sie so freundlich und glücklich sind.

 

 

Die Gurukul Jyotisar Schule

https://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72177720312345869/

 

27.10.2023, Arthur Sommer

Das wichtigste Ereignis des heutigen Tages war unser Besuch der Gurukul Jyotisar Schule Schule in der Nähe von Kurukshetra. Dort befindet sich ebenfalls das National Cadets Corps (NCC). Mein Mentor Navdeep und ich fuhren diesen Morgen mit dem Auto los und kamen gegen halb elf an. Wir checkten bei den Wachmännern am großen Eingangstor ein und parkten auf dem Parkplatz. Hier konnte man bereits einige Teile der großen und schönen Anlage sehen. Zur Rechten des Tores, bei unserem Parkplatz sahen wir hauptsächlich Sportplätze für Basketball, Volleyball und Handball. Links daneben eine große grüne Wiese. Es schien gerade Unterricht statt zu finden, da wir keine Menschenseele auf diesem Geländeteil sahen.

Durch die Glastüren betraten wir eine moderne und gemütlich eingerichtete Lobby. Während Navdeep uns anmeldete, bestaunte ich die Miniaturversion des Campuses. Wir nahmen gemeinsam auf den bequemen braunen Couches Platz. Bereits nach kurzer Zeit näherte sich ein Mann. Es stellte sich heraus, dass er der Direktor der Schule ist. Wir wollten uns eigentlich mit dem Schulleiter verabreden, allerdings schien der Direktor an uns interessiert und zugleich lud er uns zu sich ins Büro ein.

Navdeep erklärte die üblichen Sachen, wie den World Space Council, das International Space Education Institute, Austauschprogramm und schließlich, der Grund aus dem wir hier sind, die Präsentationen. Der Direktor war laut Navdeep sehr interessiert an dem Angebot. Ich selbst konnte, da ich die Sprache nicht verstand, keinen Entschluss fassen. Er machte sich direkt daran, die Möglichkeiten abzuklären. Dabei kamen die Namen wichtiger und großer Leute vor. Während er mit Navdeep auf ein Wort ging, blieb ich im Büro sitzen. Ich nahm mir die Zeitung in englischer Sprache und las. Kaum zu fassen, ich weiß, und genau so überrascht von mir selbst war ich auch. Inzwischen bin ich knapp einen Monat in Indien, aber es überrascht mich immer noch, dass Gästen Getränke und manchmal sogar Snacks gebracht werden. So bekam ich einen weiteren süßen und heißen indischen Kaffee und einige Kekse dazu.

Nachdem etwas Zeit vergangen war, kam erst Navdeep und danach der Direktor mit guten Neuigkeiten ins Zimmer. Wir dürfen morgen vortragen und sind zu späteren Termin ebenfalls eingeladen. Fröhlich über unseren Erfolg verließen wir das Gelände und fuhren weiter.

Am NIT (National Institute of Technology) angekommen, trafen wir uns ein weiteres Mal mit Nittin. Der Schüler und Präsident vom Space Club Antariksh, der uns den letzten Vortrag ermöglicht hatte. Nun gingen wir der Möglichkeit eines weiteren nach. Wir besichtigten einen großen Saal, der sogar Sitzplätze auf zwei Etagen besitzt.

Den restlichen Tag möchte ich eher im Schnelldurchlauf erzählen. Nach dem NIT begaben wir uns ein zweites Mal zu einem Autoladen. Dort ließ Navdeep einen Abstandssensor, zusätzlich zu der zuvor installierten Rückfahrkamera, sowie ein Mikrofon für die Freisprechanlage einbauen. Für das etwas späte Mittagessen fuhren wir zum Haus. Hier gab es improvisierte Toasts mit Füllung. Mit dem Scooty ging es über einen längeren Umweg zum Space Tower, wo aufgrund der Uhrzeit kaum noch Schüler anwesend waren. Dort blieben wir jedoch nur verhältnismäßig kurz bevor wir das Tor herunter rollten und abschlossen.

Unser Weg führte uns zum Schneider, den wir auf unserem vorherigen Umweg fanden. Hier handelten wir aus, dass er uns zwei Fleecejacken schneidert. Diese sollen als eine Art Probemodelle dienen, da Navdeep überlegt, dies als sichtbares Merkmal für den World Space Council und seine Helfer zu verwenden. Wenn der Schneider fertig ist, muss noch ein Aufdruck auf die Jacken, weshalb es uns abermals zu den Crazy Printers verschlug. Mittlerweile wurde es allmählich dunkel und der Sonnenschein verließ uns.

Damit war das Geschäftliche für heute abgeschlossen. Auf unserem Heimweg hielten wir bei einem Stoffhändler, der sein Geschäft schließen will. Schade für ihn, jedoch gut für uns. Wir sahen uns nach einigen Stoffen um und wurden beide fündig. Wir holten Stoff für je einen neuen Anzug. Der Stoff, der mir gefällt, hat jedoch ein möglicherweise großes Problem: er ist vielleicht nicht genug für die Hose und das Jackett des Anzuges. Wir werden unser Bestes bei einem Schneider probieren. Nachdem wir die neue Ware zurück zum Haus brachten, begaben sich nun alle auf den Weg zum Shoppen. Wir fuhren zu einem weiteren Laden, der Stoffe handelte und verbrachten hier einige Zeit. Das reichte offenbar auch bereits, da wir danach nach Hause kehrten und zu Abend aßen. Das letzte des Tages war, dass ich mit Navdeeps Papa Milcheis für morgen früh vorbereitete.

 

Präsentation an der Gurukul Jyotisar Schule

 

28.10.2023, Arthur Sommer

Heute fand unsere vierte Präsentation in Indien statt. Davor erstatteten wir jedoch dem Space Tower noch einen Besuch, da es hier noch etwas zu erledigen gab. Nachdem wir diesen gegen 13 Uhr wieder verschlossen hatten, fuhren wir mit dem bereits beladenen Auto jemanden abholen. Ashmeet Singh stieg zu uns ins Auto. Er war der Schüler, der uns die Online Konferenz in Bangalore ermöglicht hat, in dem er uns an seine Lehrer empfahl. Nun gab es noch einen kurzen Halt beim NIT (National Institute of Technology), um Nittin abzuholen. Er ist der Leiter des Weltraumclubs Antariksh, der uns ebenfalls einen Vortrag ermöglichte. Wir nahmen außerdem ein Teleskop mit. Die dazugehörige riesige Verpackung im Auto unterzukriegen war kein leichtes Spiel. Wir endeten damit, dass die beiden Jungs auf der Rückbank das Teleskop auf dem Schoß hatten und ich bekam den großen hölzernen Fuß zu mir auf dem Beifahrersitz.

Jetzt konnte es wirklich zur Gurukul Jyotisar Schule gehen. Da wir etwas hinter dem Zeitplan lagen, beeilten wir uns so gut wie möglich, die Vorbereitung zeitig abzuschließen. Abermals waren die Internetverbindung und der gegebene Computer das größte Hindernis. Manche Schulen in Indien haben Signalblockaden, sodass man seine mobilen Daten nicht nutzen konnte. Dazu kam noch der Fakt, dass wir uns im Keller des Gebäudes befanden. Das war recht unpraktisch, um eine Nachricht an das Leipziger ISEI Team, bestehend aus Ralf und Cosma Heckel, zu senden.

Letztendlich hielt ich den ersten Teil unseres Vortrags alleine und versuchte dieses Mal, die Schüler noch mehr zu involvieren als vorher. Bei Navdeep klappte das super, also warum auch nicht bei mir? Aus irgendeinem Grund jedoch waren die Schüler plötzlich schüchtern und zögerlich geworden. Dafür konnten die, die mir antworteten mich mit überraschend guten Weltraumwissen zufrieden stellen. Im späteren Verlauf konnte sich Cosma auch ein wenig einbringen und hoffentlich erneut inspirieren.

Am Ende meines Vortrags gab es nur eine Rückfrage, was mich ein wenig überraschte. Nachdem auch Nittin einen kurzen Vortrag über Antariksh gehalten hatte, um das Interesse der Schüler zu wecken, waren unsere Präsentationen beendet. Wir räumten bereits ein wenig auf, während sich eine Traube um Nittin bildete. Nach einer Weile holten sie mich zu sich herüber und hatten nun doch noch ein paar Fragen für mich. Da manche im gleichen Alter sind, haben sie mich gefragt, wie ich mit 18 Jahren bereits so viel gesehen haben kann und wie sie ebenfalls internationale Erfahrungen sammeln können. Ich war froh, Ihnen diese Frage beantworten zu dürfen und erzählte ein wenig über meinen Weg. Ich habe versucht, sie damit zu inspirieren und auf Navdeep hingewiesen, der der beste Ansprechpartner für diese Angelegenheit in Indien ist.

Zum Abschied trafen wir uns mit dem Direktor vor dem Haupteingang und bedankten uns alle ganz herzlich für diese tolle Möglichkeit. Ich überreichte ihm ein kleines Andenken in Form eines Kugelschreibers des International Space Education Institute. Wir machten ein Abschlussfoto und begaben uns auf den Rückweg.

Bevor es final nach Hause ging, hielten wir erneut am NIT. Und das gleich aus mehreren Gründen. Zuerst gab es Essen in einem der Campus Imbisse. Danach bestaunten wir für lange Zeit mithilfe des Teleskops die Schönheit des Mondes und die von Jupiter. Als wir dieses wieder verstaut und uns verabschiedet haben, war nun endlich Feierabend für uns und wir fuhren nach Hause.

 

Ruhetag

 

29.10.2023, Arthur Sommer

Ein weiterer Sonntag hat uns erreicht und dieser wurde auch genau dafür verwendet. Ausruhen und Erholen standen also auf dem Programm. Nachdem alle lange geschlafen hatten, gab es gemütlich Frühstück. Mir wurde gesagt, dass ich den heutigen Tag so sehr auskosten sollte wie möglich, da nächste Woche hektisch werden würde. Ralf Heckel kommt für eine gute Woche her und wir werden an einer weiteren bedeutenden Messe teilnehmen. Dort treffen sich Fahrrad und E-Bike Hersteller Indiens und versuchen eine standardisierte Lösung für die Modelle zu finden. Dort wird ebenfalls der ISEI Freund Hannes Neupert von ExtraEnergy eine Rede geben, da er ein Experte in diesem Gebiet ist.

Die ganze Familie machte sich nun auf den Weg, weitere Vorbereitungen für die Hochzeit von Jasleen, Navdeeps Schwester, im Januar und den Besuch ihrer Familie in den nächsten Wochen zu treffen. Ich blieb daheim, passte auf und ruhte mich weiterhin aus. Etwas nach der Mittagszeit wurde ich von Navdeeps Papa mit dem Motorrad abgeholt und wir fuhren zu den anderen. Wir trafen uns in einem Laden, der unter anderem Dinge für solche Festivitäten verkaufte. Vereint begaben wir uns zu einem scheinbar sehr bekannten Laden in Indien und hatten Mittagessen. Danach wurde Navpreet mit Sarvik am Haus abgesetzt und wir setzten die Tour zu viert fort. Umschauen und Einkaufen bieten sich zurzeit an, da durch die Festival-Saison viele Produkte reduziert oder im Sonderangebot sind.

Bis zum Abend lief alles super, doch dann merkte ich, dass etwas nicht mit mir stimmt. Ich war erneut dabei, krank zu werden. Dieselben Symptome, wie beim letzten Mal. Das lässt mich wohl auf etwas Falsches zu Essen schließen. Deshalb lag ich auch den Tag darauf, den 30.10., wieder flach und musste mich erholen. Langsam aber sicher wird es besser und morgen, zu Halloween, was in Indien zwar nicht gefeiert wird, hoffe ich dennoch wieder gesund zu sein.

 

 

 

 

 
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