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Bericht vom SpaceX Start mit Starlink
5.9.2022, Cape Canaveral, Ralf Heckel

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Dim lights

Nach 2 Startabbrüchen und anstrengenden 2 Wochen haben unsere Schüler und Studenten einen Bonus verdient. Natürlich ist dieser Joker von Anbeginn im Ärmel. Heute gab es einen SpaceX-Start gratis.

Aber zunächst ist es wichtig die gemachte Erfahrung an der Schwelle einer neuen Hardware auch machen zu müssen und zu verarbeiten. Da fiel mir ein sehr guter Post von Jim McDade auf, der auch zum engen VIP-Kreis um diesen Artemis-Testflug gehört. Der schrieb, dass er einen Startabbruch als „Level 3 Erfolg“ wertet und dies umschrieb er so:

Level 1:     kompletter Missionserfolg
Level 2:     Während des Fluges geht irgendwas kaputt und die Mission kann nur teilweise ausgeführt werden oder
                   muss abgebrochen werden (wie bei Apollo 13 oder die erste Periode von Hubble)
Level 3:     ein Startabbruch mit dem Erhalt aller Hardware und auch Menschenleben

Ein Misserfolg ist erst der komplettverlust von Hardware und auch Leben (wie bei Challenger und Columbia oder den Privatunternehmen Scaled Composites, Antares 2014 oder SpaceX 2016).

Zum Level 1 und 2 haben es in der bemannten Raumfahrt bislang nur Apollo und die frühen sowjetischen Flüge vor Sojus geschafft. Auch der erste Testflug der Saturn V wurde von einem Triebwerksausfall in der 2. Stufe behindert, konnte aber durch längeres Brennen der verbliebenen Triebwerke erfolgreich abgeschlossen werden.

Verlustreich waren für NASA der Tod von 14 Astronauten durch 2 Space Shuttle Katastrophen. Diese waren möglich, weil Übermut zum Verlassen der eigenen Sicherheitsregeln führte, die bis dahin seit Apollo durch Wernher von Braun Standard waren. Daraus hat man gelernt und hat auch die zivile Raumfahrt bewusst aufgesplittet in einen wissenschaftlichen und einen privaten Zweig. In Russland gab es diese Erfahrung bei den ersten Sojus-Flügen auch. Eine Liberalisierung der Raumfahrt hat dort aber aus heute bekannten Gründen nie stattgefunden. Und inzwischen kann ich die Vorbehalte der Amerikaner für die Unterstützung russischer Raumfahrt-Technik wie in den letzten 2 Jahrzehnten auch gut nachvollziehen.

Seit 2005 wird das als COTS (Commercial Orbital Transportation Systems) bezeichnete Programm schrittweise durch die NASA vorangetrieben und Regelfrachten durch die Förderung privater Vertragspartner ausgegliedert. Dies führte auch zu einem Ressourcenpool an Fachkräften aus dem Shuttleprogramm mit einem sozial intelligenten Transfer zur Privatwirtschaft. An diesem Programm arbeitete auch Prof. von Puttkamer mit der da sagte: „Wir werden da sehr genau hinschauen wenn es eines Tages mal darum gehen wird, Astronauten mit privaten Raumfahrzeugen zur ISS zu fliegen.“ Inzwischen ist diese Utopie von damals Realität. Man legt bei COTS besonderen Wert auf mindestens 2 Konkurrenten. Inzwischen ist zumindest einer davon reichlich bekannt – SpaceX. Andere machen gerade noch ihre Hausaufgaben.

Und genau diesen Joker habe ich für die Schüler in der Tasche.

Völlig überraschend lud ich zur Tour an einen anderen Beobachtungspunkt nahe der US Space Force am Port Canaveral ein. Einige der Teilnehmer hatten nicht auf meine Anweisungen gehört und von sich aus ihre Flüge anders gebucht als vorgegeben. Sie wollten Zeit sparen und reisten bereits gestern ab. Nun sitzt also eine Handvoll übrig gebliebener im Bus und wir fahren zum Raketenstart. Die anderen sitzen im Flugzeug und dürfen nun nachdenken was für sie in Zukunft Priorität hat. Aber alle haben eine weitere Chance auf einen nächsten Startversuch der Artemis 1. Die US-Behörden haben 6 Monate die Personalien unserer eingeladenen Teilnehmer durchleuchtet und zugestimmt. Diese Personen bleiben dann auch die einzigen Ausländer, welche den Start erleben werden. Es wird sich zeigen wie stark der Wille eines jeden einzelnen dazu ist. Er ist das Auswahlkriterium.

Es geht um die gigantischen Kreuzfahrt-Terminals herum in Richtung US Airforce. Nun steht da Space Force. Das alles war also nur ein Etikettenwechsel. Die Rasenfläche am Banana-River ist noch recht leer. 3h bis zum Start. Polizisten weisen uns ein. Das alles geht recht eingespielt und kostet auch keinen Eintritt. 2 kleinere Tribünen stehen schon bereit und ein riesiges unbemanntes futuristisch aussehendes Flugzeug ist als Denkmal ausgestellt. Es stammt aus den 1950er Jahren.

Es verbleibt genug Zeit zum Einstellen der Kameras. Die übrigen Schüler und Studenten vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen und allerhand Konversation, sodass ich immer mal kommen und zur Konzentration aufrufen muss. Der Buffer ist eben voll, das Stresslevel bereits erreicht. Das ist für mich eine neue Erfahrung im Vorfeld eines Raketenstarts.

Es wird dunkel. Startfotos und zumal noch mit Team werden unmöglich. Der Startplatz LC 40 ist 10 Meilen (16 Kilometer) weit weg und die Rakete ist kaum zu sehen. Die Artemis ist noch etwas weiter weg, aber noch gut zu erkennen. Dennoch, für eine Fotolinse ist das alles nichts. Ich frage ob die Studenten ausrechnen können wie lange der Schall braucht, um hier anzukommen. Nach einigen Startschwierigkeiten kam die Zahl 48 Sekunden. Es wird also fast eine Minute die Rakete steigen und man hört nichts. Ich bereite sie darauf vor und gehe das Missionsprofil nochmal durch: Start, Trennung der 1. Stufe, Zündung der 2. Stufe, Landung der 1. Stufe auf dem Drohnenschiff.

Eine Landung einer Rakete! Ja das ist Joker 2. Das gibt es heute auch.

Bei T -5 Minuten beginnt der Livestream und mein Pad steht neben 6 Kameras die alles aufzeichnen. Es ist mein 2. Nachtstart. Beim ersten gingen alle Foto- und Filmversuche daneben. Es blieb ein Ereignis für die eigenen Augen und das war überwältigend. Heute soll es anders werden und ich muss viel schätzen und improvisieren, vor allem bei den Langzeitaufnahmen.

T 1 Minute, die Kameras werden der Reihe nach angeschaltet.

Start. Ein Lichtblitz zuckt durch die Lagune. Hell erleuchtet nun die ferne Rakete die Umgebung. Die wenigen Zuschauer sind außer sich und geben staunende Laute von sich. Mehr und die zirpenden Grillen sind aber nicht zu hören. Langsam steigt der Lichtstrich in der Ferne in die Höhe. Die Menge wird wieder ruhig und schaut gespannt auf das Licht. Es wirkt nun als bleibt die Rakete stehen. Aber das täuscht. Man hat im Dunkeln nur kaum einen Referenzpunkt. Der helle Strich beginnt nach einer halben Minute nach Osten, also nach rechts abzudrehen und steigt weiter. Die durchstoßenen dünnen Wolkenschleier erhellen.

Da kommt sanft ein Grummeln auf uns zu, welches schnell lauter bis zum ohrenbetäubenden Knattern wird. Nun wird es auch wieder unter den Zuschauern lauter. Ausgelassenes Gejole. Meine Kameras arbeiten im automatischen Langzeit- und Serienmodus. Ich beobachte den Livestream und wieder die Rakete. Die Flamme ist nun fast waagerecht und wird größer. Ihre helle gelbe Farbe wird  dunkelrot. Nun tritt sie aus der Atmosphäre aus. Sie ist bereits 80 km hoch.

Jesco starrt gebannt hinterher. Er ist am Ziel seiner Träume – vorerst. Auch auf der Tribüne herrscht angespanntes Gucken. Das Licht verlischt bei 2:30 min. Ein „Ahhh“ geht durch die Menge. Jetzt ist Brennschluss der 1. Stufe. Kurz darauf zündet ein neues kleineres Licht. Das ist das Marschtriebwerk der 2. Stufe, die die Nutzlast nun in die Umlaufbahn bringt. Erleichterung.

Nun ist der Himmel dunkel. Nur noch im Stream sieht man wie die Rakete nun an Fahrt gewinnt und dabei das eine Triebwerk so SpaceX-typisch hellrot glüht. Es ist mein 3. SpaceX-Start. Den ersten erlebte ich im NASA-Headquarters in Washington DC am 18. April 2013. Es war mein Geburtstag und dies der erste SpaceX start zur ISS, damals eine Fracht. Die Administratoren in diesem kleinen Kontrollzentrum, bei dem Jesco von Puttkamer immer als ISS-Direktor in der Mitte saß, staunten und sagten „a loong burn“. Immerhin schafft es SpaceX mit nur 2 Stufen zur ISS und eine davon wird zurück gewonnen.

Der zweite Start war mit Schülern am Banana Creek, auch zu meinem Geburtstag, 2018. Damals wurde das Observatorium TESS ausgesetzt. Mit dessen Hilfe hat man bis heute Tausende von Exoplaneten entdeckt, darunter 5 erdähnliche Planeten. Wir sind also nicht allein.

Ein Kreischen geht durch die Menge. Man kann einen Lichtpunkt erkennen der nach unten fällt. Das ist die 1. Stufe der wieder zurück kehrenden Falcon 9. Die Brenndauer ist nicht lang, dann erlischt das Licht wieder. Falcon 9 taucht gerade wieder in die Atmosphäre ein und dies muss abgebremst werden. Ab nun übernehmen die typischen Gitter am oberen Ende der Rakete die aerodynamische Kontrolle und leiten die Rakete auf ihrer Flugbahn.

Das Aufsetzen auf dem Drohnenschiff ist nicht mehr zu sehen. Die Erdkrümmung und der Mangovenwald am Horizont machen das unmöglich. Aber im Livestream wird ein punktgenaues Aufsetzen auf das Schiff dokumentiert. Applaus!

Jetzt löst sich die Anspannung bei allen. Die Schüler und Studenten liegen sich in den Armen und finden kaum Worte. Freude und Tränen wechseln sich ab. Emotionen werden frei. Ja so ist das, und das ist völlig richtig so. Diese 2,5 Minuten haben sich nun in das Leben eingebrannt und dafür hat sich diese ganze Mühe gelohnt. Nun haben alle einen Autopiloten im Kopf und der steuert nun viele künftige Entscheidungen anders.

Wir fahren zurück. Im Auto ist Ruhe. Auch ich staune über die Tragweite der Entscheidung von Puttkamers die vor 17 Jahren mit COTS getroffen wurde und gerade jetzt das Leben von 9 Teilnehmern lebenslang prägte. Schon am nächsten Abend beobachten wir von der Pier aus eine schwebende Lichterkette am Himmel. Starlink ist geglückt, wiedermal.

 
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