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Events - Konferenzen

55y-sputnik-01Heute war in Moskau der offizielle Festakt des 55. Jubiläums vom Sputnik. Eine überwältigende und fernsehreife Veranstaltung verzauberte über 5000 geladene Gäste und etwa 200 VIPs. Zu den letzteren gehörte ich als Gast jener Familie, vor der man sich heute tief verneigte, den Koroljows. Fast aber begann es mit einer Katastrophe die besonders dem Chefkonstrukteur Koroljow in den Knochen saß.

Video   +++    Fotos Bankett   +++   Fotos Festakt 

Wir sitzen im kleinen abgedunkelten VIP-Bus und fahren durch Moskau. Es geht in eine Nachbarstadt. Vor der Arena von Mitischtschi, ein Nachbarort der Raketenstadt Koroljow, drängen sich dicht die Menschen. Es spielt ein Millitärorchester im Freien. Viele Autos verstopfen die Straßen. Der Fahrer hält vor einer Polizeisperre an. Wir dürfen nicht durch. Der Polizist verlangt einen bestimmten VIP-Ausweis, den niemand von uns hat. Im Bus sitzt die Familie Koroljow, die Kinder jenen Mannes der vor 55 Jahren den Sputnik startete. Es hilft nichts, wir werden angewiesen mit dem Bus das Feld zu verlassen und weiterzufahren.

Die Tochter von Koroljow greift zum Handy und telefoniert. „Es ist jedes Mal dasselbe, von Anfang an. Immer fehlt irgendein Ausweis. Dabei weiß doch inzwischen jeder, dass mein Vater das alles hier machte.“ seufzt sie und lässt sich geduldig am anderen Ende weiterverbinden. Tatsächlich durfte ihr Vater vor genau 54 Jahren an der 1. Jubiläumsfeier des Sputniks nicht teilnehmen. Er hatte keine schriftliche Einladung erhalten. Da sein Name geheim war, stand er auch nicht auf der Gästeliste. Als die Polizisten ihn nach seinem Ausweis fragten und den darin geschriebenen Namen auf Liste suchten, konnten sie ihn nicht finden. „Geh´ nach Hause. Hier ist nichts für Dich. Da drinnen sind nur jene geladen, die etwas mit dem Sputnik zu tun haben“, sagten sie und schickten ihn weg. Geduldig und ergeben wie Koroljow war, widersprach er auch nicht. Er durfte ja nicht preisgeben wer er war und verfolgte so den Festakt vom Fernseher aus. Es war eine Ironie die sich so nie wiederholte. Am nächsten Morgen durfte sich niemand in sein Büro wagen.

Der Fahrer unseres Busses beobachtet wie ein Mann in schwarzem Mantel auf den Polizisten zugeht und etwas zuflüstert. Nun setzt er zum zweiten Anlauf an und startet den Bus. Wir werden durchgelassen. Das war also nochmal gut gegangen.

altaltLuftballons hängen überall. Ein großer Ballon hängt als Erdkugel über dem Geschehen. Musik spielt. Wir aber stehen abseits zwischen dunklen Jackets. Es ist der gut bewachte VIP-Eingang. Man trifft sich, begrüßt sich und schreitet hinein. Ich kenne kaum jemanden. Jene die ich aber kenne, sind Direktoren und Vorsitzende. Also stehe ich nicht abseits und habe allen etwas zu erzählen, denn man sucht die Nähe dieser Leute die ich kenne, also gratuliert man auch mir. Ich bedanke mich höflich in Russisch. Fast verpasse ich den Fahrstuhl, weil ich mich mit dem ehemaligen Roscosmos-Chef Perminov festgeplappert habe. Er freut sich mich zu sehen und erkundigt sich sofort nach Yvonne.

Wir werden in einen Bankettraum geführt. Dort sind alle Tisch voll mit Essen und Fingerfood. Man kommt weiter ins Gespräch. Roman fotografiert und macht seine Sache gut. Ich habe noch nichts gegessen heute, da kommt das wie gerufen. Dann werden wir auch schon aufgefordert unsere Plätze einzunehmen. Es geht in eine riesige Stadionhalle die voll mit Menschen und Konzertequipment ist. Die Stimmung ist bereits ebenfalls riesig.

altDie Bühne ist kosmisch dekoriert. Alles wirkt harmonisch ohne Fremdkörper zu sein. Da ist eine riesige runde Leinwand mit Antennen wie der Sputnik. Ein Streichorchester sitzt dezent vor einer riesigen Satellitenschüssel. „Zwischen den Sternen“ hängt ein Modell der ISS. Die Sterne sind Tausende kleine Lämpchen. Das Programm beginnt mit einem Countdown und dem Piepen des Sputniks. Es ertönt die russischen Hymne. Ein Chor hat sich in einer langen Reihe in der halben Höhe auf einer Gangway über der Bühne aufgestellt. Sie hängen förmlich zwischen den Sternen. Alles ist live. Eine brachiale Lasershow zeichnet in Bildern die Geschichte des Sputniks und der Raumfahrt in die Nebelschwaden. Es ist gigantisch. Alle stehen ergriffen auf.

Ein gutes Paar an Moderatoren führt wechselreich durch den Abend. Es sind Profis, eine Frau und ein Mann. Sie kündigen den Direktor Vitali Lopota an. Der hält eine kurze Rede, frei, langsam aber ohne Pausen. Tosender Applaus. Ab nun wechselt ein Programmteil den nächsten. Es geht fließend ineinander über. Der gigantische Technikapparat über uns zieht nahtlos mit.

Da sind Videoeinspielungen von herausragenden Abteilungsleitern, die eine Geschichte erzählen oder einfach nur danken.NASA gratuliert mit einer Einspielung von William Gerstenmaier, dem Chef der bemannten US-Raumfahrt. Wir kennen ihn.  Es gibt eine Live-Übertragung zur ISS. Den Kommandantan Juri Malentschenko kenne ich ebenfalls. Auf langweilige und ermüdende Reden warte ich vergebens. Dazwischen treten Sänger, Gruppen und Chöre auf, oftmals mit Ballett und Tanz ergänzt. Auf der Videoleinwand wird das familiäre Leben vieler Personen gezeigt, die am Sputnik teilhaben. Man lässt dies übergehen in die Unternehmenskultur der Firma Energia. Man zeigt lockere Szenen einer familiären Arbeitsatmosphäre. Die so oft angestrebte Integrität des Teams scheint bei diesen 23.000 Angestellten von Energia gelebte Wirklichkeit zu sein – eine große Familie zu der man dazugehören will. 

altEs treten Tenöre und Tanzballetts auf. Kinder im Alter von 4-6 Jahren zeigen was sie können – eine perfekt eingespielte Show – fernsehreif. Ein Höhepunkt ist das Vorführen von 10 Hochzeitspaaren, die sich heute trauen. Alle sind Angestellt bei Energia. Sie bekommen von ihrer Firma den Trauschein und der Saal kreischt „Küssen!“ Dann führt man sogar 5 ältere Paare vor, die heute ein Hochzeitstagsjubiläum haben. Die zehn Mittsechziger genießen es von den kleinen „Sputniks“, den Tanzballett-Kindern umschwirrt zu werden.

Dier Festakt dauert 4 Stunden. Dazwischen ist eine halbe Stunde Pause in welcher Interviews gegeben werden und ich neue Leute kennenlerne. Dabei ist auch eine Frau welche Geschichtswissenschaftlerin bei Energia ist. Sie gratuliert mir zum 70. Jahrestag des ersten Fluges einer Rakete in den Weltraum. Sie spricht offen aus, was viele Wissenschaftler denken. Am 2. Oktober 1942 startete das erste von Menschenhand gebaute Objekt in den Weltraum. Zwar flog das Projektil noch nicht in den Orbit, aber es war außerhalb der Atmosphäre in einer Höhe von etwa 80 km. Es war ein Aggregat 4 aus Peenemünde. Weil diese Rakete später als V2 eine dunkle Geschichte schrieb, kann bis heute noch keine Politik mit dieser frühen technischen Meisterleistung umgehen. Ich gratuliere ihr zurück für Ihre Aufmerksamkeit und bedanke mich.

altaltAm Ende des Festaktes regnen tausende von Luftballons auf uns nieder. Die Kinder aus den Zuschauern und jene aus dem „Sputnik-Ballett“ rennen kreischend umher und versuchen alle einzusammeln. Vergebens. Nach 3 Ballons rutschen diese wieder aus ihren kurzen Armen. Vor allem die akkuraten kleinen Mädchen des Balletts sind nun mit einmal wie meine Kinder –vernarrt darauf jeden Luftballon für sich zu fangen. Es macht sie noch sympathischer. Die Leiterin schimpft bereits: „Macht hin, wir haben im Bus ohnehin nicht so viel Platz“.

Wir verschwinden wieder im Bankettsaal. Der ist nun größer und noch voller aufgetischt. Der Saal ist mit 100 VIPs randvoll gefüllt. Jeder bekommt einen Stehplatz zugewiesen. Vitali Lopota spricht den ersten Tost aus. Davon folgen nun viele. Wir versinken in Gesprächen, die die Zukunft bewegen werden.

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