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Der 2. Renntag
Ralf Heckel, 12. April 2025
Tagebuch der Rovernauts (link)
4 Platz in der Gesamtwertung
2 Platz im Rennen mit 3:47 min und allen Hindernissen
Most Improved Award, dotiert mit 500 $
Es ist Tag der Raumfahrt. Heute vor 64 Jahren startete Juri Gagarin in den Weltraum. Es gibt tatsächlich noch Menschen, die das bewusst miterlebten, für unsere Schüler ist das bei dieser Zeitspanne schon völlig unvorstellbar. Auch startete heute vor 44 Jahren der erste Space Shuttle STS-1, die Columbia. Für mich damals in der Schulzeit war das ein Wunderwerk der Technik und der Name ein Symbol der Zukunft. Leider kann man dieses Raumschiff anders, wie das von Gagarin heute nicht mehr im Museum besuchen (Wobei auch das heute fast unmöglich geworden ist und schon immer schwer war, nicht aber für uns bis 2020). Columbia ging im Januar 2001 auf tragische Weise mit 7 Astronauten während des Widereintritts verloren. Aber wir werden nächste Woche diese Gedenkstätte am Cape Canaveral besuchen.
Der Tag beginnt früh, fast zu früh. Nur schwer kommen die Schüler aus den Betten. Aber es scheint die Sonne und es zwitschern die Vögel. Es ist noch frisch. Heute ist der Tag auf den das Team und wir alle hingearbeitet haben. Tausende von Space Hotel Gästen haben einen Obolus gezahlt und zig Sponsoren haben sich engagiert. Hunderte von Veranstaltungen haben wir durchgeführt. Es war ein massiver Aufwand nötig um nach Corona, zwischen Kriegen und Wahlen sowie allerlei Falschnachrichten mit deren Verfechtern eine Zielspur zu finden. Heute trennt sich Gerede von Fakten.
Noch müde aber voller Erwartungen steigen alle in den Van und um 7:30 Uhr geht es los. Cosma und Leander steigen am Marriott-Hotel aus, um dort Hazel zu treffen. Die drei müssen sich beraten und entscheiden, wer heute auf dem Rover fährt. Hazel hatte keine ruhige Nacht, da in diesem Hotel die meisten Teams untergebracht sind. Die machen ordentlich Klamauk – eine Erfahrung, mit der wir uns grundsätzlich für ein ruhiges Ferienhaus in der Nähe entscheiden. Ihr Vater aber arbeitet bei der FAA (Flugsicherheitsbehörde) und braucht das Business-Center des Hotels.
Nur noch mit dem 11-jährigen Jesco geht es nun auf das Renngelände. Henning parkt den Van weit abseits und schafft uns damit ein Zeitfenster wegen des zeitraubenden Bus-Shuttles. Es müssen noch die Presspassungen der Antriebe in der Vorderachse geschweißt werden. Einer löste sich gestern Abend zum Training überraschend und drehte durch. Wir hatten die Achsen mit Trockeneis und Wärme eingepresst. X-Passungen nach DIN gelten als unlösbar, die Erfahrung ist nun eine andere. Zum Schweißen war aber die Werkstatt schon zu.
Stolz wie ein Bär führt Jesco den Rover bergab in die Werkstatt. Seine Beine sind noch zu kurz, deshalb liegt er mehr auf dem Fahrersitz wie auf einer Sonnenliege. Es sieht aus wie ein Microdrive mit Autopilot. Aber er steuert präzise und lenkt alle erstaunten Blicke auf sich. Manche Leute heben den Daumen. Schon aber ist er vorbei. Er nimmt davon keine Notiz. Sein ganzes Denken ist nun auf den Rover und seiner letzten Reparatur vor dem Rennen gerichtet. Das Zeitfenster ist kurz, in 2 Stunden müssen wir antreten.
Souverän hebt Jesco den Rover auf die Seite und bereitet den Schweißerplatz vor. Von der Pitcrew bekommt er ein Schweißer-Schild. Ich kleide mich ein und bewaffne mich mit der Schweißerpistole. Dann geht es los, kurze und kräftige Nähte von je 1 cm, mit Wasser abkühlen und nochmal. Rover wenden, fertig. Das waren noch Erfahrungen aus meiner Lehrzeit vor 40 Jahren. Jesco fotografiert und staunt. Dann kommt der Rover wieder auf die Seite und Jesco fährt ihn noch stolzer zurück. Nun muss er treten. Es geht bergauf. Das erregt noch mehr Aufsehen. Begeistert feuern alle Teilnehmer ihn an. Ich will helfen und schieben, komme aber nicht hinterher. Allein als Zwerg auf dem für ihn übergroßen Rover flitzt er davon bis zu unserem Pavillon. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, bin aber machtlos. Nach Luft schnappend aber über alles strahlend steigt er ab und sagt: „Geht super!“
Inzwischen trifft das Fahrerteam ein, dazu unsere Erwachsenen. Es ist noch eine Stunde bis zum Startfenster, aber eine Entscheidung wer heute Co-Pilot ist, ist noch nicht gefallen. Das Team kann sich nicht entscheiden. Also wird das ausgelost. Cosma kürzt einen Kabelbinder und steckt sich 2 zwischen die Finger. Wer nun den Kürzeren zieht, hat gewonnen – jedenfalls einigt sich darauf das Team. Ich halte diesen Moment mit der Videokamera fest. Hazel zieht zuerst, dann Leander. Er hat den Kürzeren. Emotionen aber kommen keine. Alle fühlen sich betroffen zwischen Scham und Freude auf allen Seiten. Das wiegt sich auf. Es ist eben eine Entscheidung gefallen, die nicht anders zu beeinflussen war. Für mich ist das eine neue Erfahrung. Noch nie musste bisher in 18 Jahren ausgelost werden. Immer entschieden Leistung, Zeit und Fähigkeit. Dies war heute aber nicht einschätzbar.
Leander kleidet sich ein und Hazel flechtet Cosma einen Zopf. 9:45 Uhr geht es los zur Startlinie. Ich verteile letzte Foto- und Filmanweisungen und schicke alle übrigen Teilnehmer auf den Kurs. Jetzt sind Cosma und Leander allein auf sich gestellt. Da gibt es noch viel zu tun. Die 5 Bordkameras müssen zum richtigen gestartet werden. Akku und Speicher limitieren ein endloses Aufzeichnen. Es gibt 4 verschiedene Arten von Kameras und alle haben ihre Eigenheiten. Gestern wurde Hazel auf dem Kopf stehend gefilmt.
Dann ertönt die Startsirene. Firine (unsere Weltmeisterpilotin vor Cosma, zuletzt 2019 gefahren) schreibt: „Bei dieser Sirene bekomme ich heute noch erhöhten Puls“.
Cosma und Leander legen einen Killerstart hin. Der Rover schießt nach vorn und überfährt Hindernis 1 und 2. Bei dem 2. Hindernis, ein Krater, federt der Rover recht hoch. Danach aber wird er langsamer. Beide treten, aber die Geschwindigkeit stimmt optisch nicht überein. Cosma bemerkte das auch lautstark. Aber immerhin ging es. Und deshalb feure ich an „Weiter so!“ Ändern hätte man es eh nicht können.
Am Berg dann war Ende. Kein Weiterkommen. Zu groß muss die Verlustreibung sein. Cosma entscheidet sofort das Hindernis zu umfahren und muss rückwärts stoßen. Sie gibt Anweisungen. Durch das Rückwärtsfahren auf dem Berg schien sich der Fehler zu beheben (später verstehen wir, es renkte sich das Differenzialgetriebe wieder in seinen Lagersitz ein). Mit nur einer Pedalumdrehung bemerkt das Cosma, entscheidet wieder um, gibt Anweisungen und beide überfahren den Berg ohne Anlauf und als ob es diesen gar nicht gibt. So konnte die Fahrt unvermindert fortgesetzt werden.
Alle nun folgenden Hindernisse sind kein Problem. Ausgepowert und glücklich erreicht der Rover das Ziel nach 3:47 min. Nun beginnt aber das Bibbern um den 3. Platz. Mehr ist für uns wegen der von der Jury im Vorfeld ihre jegliche Transparenz vergebenen Punkte rechnerisch nicht drin. Den ganzen Tag bleibt unser Team auf Platz 3. Alle Teams mit einer Chance auf eine Konkurrenz sind durch, bis auf eines. Es ist das Team aus La Paz (Bolivien), welches seit 2015 unsere DNA trägt.
Deren Gründerin Alina war 16 Jahre jung, als wir sie zum Sommerworkshop 2015, also vor 10 Jahren nach Leipzig einluden. Mehrere Male war sie Teil unseres Teams und brachte diesen Erfolg mit nach Bolivien und in die dortigen TV-Shows. Heute arbeitet Alina als Ingenieurin in Kalifornien. Sie hinterließ beeindruckende Spuren in ihrem Land, sodass heute 4 Teams aus Bolivien den Weg zur NASA-Challenge gefunden haben – auch ohne uns!
Kurz vor dem Ende des Wettbewerbes trat dann endlich dieses Team an. Es geht für sie nun um alles. Sie stehen auf Platz 4. Und sie fuhren ohne Probleme durch. Damit wendete sich das Blatt in letzter Minute. Sie rutschen auf Platz 3 und wir auf Platz 4. Es geht nur um 2 Punkte. Ich bin stolz, für unser Team ist das allerdings kein Trost. Mit hängenden Flügeln betreten sie gegen 17 Uhr den großen Raum der Award Zeremonie.
Der Raum ist voll. Man hat gelernt und die Zwischenwand ist auf. Dennoch sind alle Plätze belegt. Vorn auf der Bühne steht ein Tisch mit einem großen Tuch und NASA-Symbol darauf. Da stehen viele Awards aus Glas und einige Award-Tafeln liegen daneben. Neugierige Blicke kleben immer wieder daran fest. Endlich betritt der STEM-Chef des MSFC die Bühne, begrüßt und übergibt an den MC (Master of Ceremony). Das ist der Moderator, der durch den Abend führt. Die Stimmung ist klasse und nimmt auch unser Team mit. Am laufenden Band werden Preise und Awards ausgerufen. Das erste Middleschool-Team wird auf der Bühne vorgestellt. Eine neue Kategorie ist dabei, die ferngesteuerten Rover, die vor allem Jesco sehr inspirierten.
Dann trifft alle der Schlag! Unser Name wird aufgerufen. „Space Education Institute“ has won the „Most Improved Award“. Cosma sprintet völlig überrascht nach vorn und nimmt eine große Tafel vom Sponsor in Empfang, reißt sie hoch und der ganze Saal brüllt. Sie ist sehr beliebt unter vielen Teams. Alle die uns trafen zeigten sich erstaunt über die Effizienz des Rovers und des Teams. Zahlenmäßig sind wir wirklich das kleinste Team. Es gibt einen 500-Dollar-Preis dazu und die Freude nimmt nun kein Ende. Das können auch die vielen weiteren Reise nicht mehr herabsetzen. Vor allem zwei Teams aus der Dominikanischen Republik räumen ordentlich und lautstark ab. Auch sie haben unsere DANN. Ich war im Herbst 2019 durch und gab viele Tipps. Das macht stolz – zumal hier auch die lateinamerikanischen Emotionen ein Antrieb sind.
Müde und glücklich geht es im Dunkeln nach Hause. Es gibt Pizza.
technische Erklärung:
Cosma hatte auf dem 2. Rennen immer noch Probleme mit der Vorderachse. Es gab beim Schweißen nach gebrochenem CFK-Antriebsrohr am Tag zuvor eine geringe thermische Verformung der Keilnabe. Es wurde CFK mit einem Stahlrohr ersetzt. Das bewirkte, dass Keilwelle und Keilnabe im Antrieb kaum gleiten konnte. 1-2 hundertstel Millimeter verhinderten ein weiches Gleiten beider Bauteile von wenigen nötigen Millimetern, während die Federung arbeitete. Das bemerkte man schon beim Montieren gestern. Aber für Abhilfe fehlten Fräswerkzeuge oder Schlüsselfeilen. Wir haben es gut eingeölt.
Das Differenzialgetriebe wurde während eines Sprungs im Hindernis 2 aus seiner Kugellager-Fassung gezogen. Deshalb fuhr das Team zwischen Hindernis 2 und dem großen Hügel auffällig langsam. Zum Glück aber fuhr der Rover auch damit noch. Dieser Zustand löste sich erst am großen Hügel, 2 Hindernisse später. Durch das Rückwärts-Rollen renkte sich das von selbst wieder ein. Wir können später mit einem Vergleichsvideo vom Vorjahr exakt ausmessen, wieviel Zeit da verloren ging.
Im Ziel wurde zudem festgestellt, dass die Fahrerin Cosma die Getriebehalterung verbogen hat. Sie hat so viel Kraft aufgewendet, dass dieser Fahler zum ersten Mal auftrat, einem Bauteil das seit 10 Jahren unverändert verwendet wird.
Präzision verzeiht nichts auch nicht auf diesem Wettbewerb. Hier waren es 1-2 Hundertstel Millimeter zu viel an einer einzigen Stelle der Konstruktion. Das ist es, was ich mag. Dieses Rennen verzeiht im Kern keine Fehler. Hier waren es 2-3 Hundertstel Millimeter zu viel an einer einzigen Stelle der Konstruktion.
Die komplette Vorderachse ist im Gegensatz zu den vorigen Rennen von uns ein neu überarbeitetes Teil. Es geht um Gewichtseinsparung und das sollte mit Presspassungen und CFK-Rohr auf eine neue Technologie-Ebene gehoben werden. Es hat noch nicht gereicht. Nun, das Problem ist erkannt und kann beseitigt werden.
Auch fuhren unsere Rover bislang jüngere Fahrer (14-15 Jahre). Corona brachte ein Nachwuchsloch und damit einen Zeitsprung, Cosma ist nun 18 und damit schwerer und kräftiger. Da wirken andere Kräfte, auch emotionale nach einem Leben lang Teilnahme an diesem Rennen von Kind auf.
Hazel und Leander machten aber ihre Sache mindestens ebenso gut. Niemand hätte irgendwas besser machen können - nur mehr Zeit zur Vorbereitung und damit Testmöglichkeiten haben bei all der neuen Paperwork gefehlt.
Der kleine Held des Rennens ist der 11-jährige Jesco. Er hat bewiesen, dass Altersgrenzen kein Hindernis sind, um große Dinge zu vollbringen. Seine Integrität, Begeisterung und die schnellen präzisen Reparaturen haben diesen Erfolg maßgeblich mitbestimmt.
Fazit:
Wir haben das mit einer Mindestbesetzung von 2 Schülern + eine Amerikanerin und dem kleinen Jesco geschafft. Andere Teams waren mit 20-30 Mitgliedern besetzt, weil deren Schulen und Universitäten diesen Wettbewerb mit in ihr Curriculum aufnehmen. 80% dieser Teilnehmer sieht man später in hochwissenschaftlichen und Ingenieurberufen auf leitendem Posten wieder. Wir sind nach 18 Jahren immer noch das einzige Team der EU. Aber es nahmen 13 Nationen teil, von denen alle Nicht-US-Teams von unserem Engagement direkt und aktiv durch Besuche vor Ort inspiriert wurden. Wir müssen unseren Erfolg nun auf die Länder der EU einwirken lassen, gern auch mit einem eigenen Wettbewerb, der ein Steigbügel für dieses Rennen bei NASA werden kann.
Das muss jetzt mit viel Kraft auf Europa angewendet werden. Dazu braucht es potente Partner. Dieser Rennstall kostete uns 50.000 € pro Jahr. Allein ist das nicht zu bewältigen. Wir wünschen uns Signale aus der Politik, um Schulen zur Aufnahme solcher lebenswichtigen Erfahrungen in ihr Curriculum zu bewegen und offenere Arme der Industrie, so etwas ohne Erwartungshaltung finanziell zu unterstützen - egal welche wirtschaftliche Situation uns umgibt. Der Verlust von Generationen und Talenten wiegt schwerer.
Nach 20 Jahren in Huntsville habe ich rund 300 Schüler und Studenten in diese Mondraketenstadt gebracht. Es gab 26 eigene Teams und 130 Teams mit einer Kooperation und unserer DNA. Ich habe 30 Nationen besucht und deren Schüler mit eingebunden. Alle sind nun in wissenschaftlichen und technischen Berufen tätig. Es ist Zeit, einen eigenen Wettbewerb mit „wehtuender Transparenz“ (so sagte es mir Prof. Dr. Jesco von Puttkamer) zu starten und die letzten weißen Flecken auf dieser Welt zu tilgen.
PS: Vielen Dank an Firine Bugenhagen, unsere Pilotin von 2019 (1. Platz). Sie macht dieses Jahr ihren Master in Raumfahrttechnik, nachdem sie sechs Monate an der ERAU verbracht hat. Ihr siegreicher Rover ist im Tiroler Weltraummuseum in Kramsach/Österreich ausgestellt. Aus diesem Land stammt auch ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. Er wünscht uns schon jetzt viel Glück mit einer freundlichen E-Mail.
There are no translations available. Der 1. Renntag
Schon am frühen Morgen blieb kein Fahrzeug auf dem Kurs heile. Nicht ein einziger Rover schaffte es bis 9 Uhr in das Ziel. Unser Team wog sich in Sicherheit und machte nochmal ein kurzes Training auf dem Rasen neben dem Fahrerlager. Da schlug auch schon die Fehlerhexe zu und die hatten ihren Besen den ganzen Tag über nicht in die Ecke gestellt. Eine Epoxyd-Klebestelle am Vorderachsantrieb löste sich und die Vorderachse drehte sich durch, ohne dass sich die Räder bewegten. So ein M…st! Schnell ging es ohne Umwege in die Werkstatt. Nun lernen die Mädels und Jungs wie man sich an 3 Haaren kurz vor dem Starttermin noch aus dem Kakao zieht. Ich griff auf eine Lektion mit Schülern im Lehrstuhl für Festigkeitslehre im Moskau Luft- und Raumfahrt Institut zurück. Wenn man CFK und Metall fest verbinden möchte, braucht man viele kleine umschlossene Nieten. Zum Glück hatte die Pit-Crew kleine Federstifte und ein Sortiment dünner Bohrer da. Und so wurde nicht nur die Schadstelle bearbeitet, sondern gleich alle Klebestellen dieser Art. Es gelang. Cosma übernahm die Arbeit nach dem ersten Teil und das Team konnte dann sogar noch 15 Minuten früher zur Inspektion antreten.
Die Schlange am Start war bereits lang und das zog sich hin. Viele Team kamen nach dem Startsignal gar nicht vom Fleck, oder schoben schon nach dem 1. Hindernis. Ich verteile alle Mitglieder und Väter mit Kameras auf dem Kurs und wir warteten gespannt auf die Ansage: „Team Nummer 254, ready to go!“ Start! Wie vom Blitz getroffen schossen Cosma und Hazel davon, beide wieder mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Erschrocken sprangen die Zuschauer zur Seite und staunten „WOW!“. Die ersten 3 Hindernisse waren wie Butter. Cosma ließ sie einfach hinter sich. Jesco rennt bereits mit seiner Videokamera nebenher und sucht sich einen neuen Filmplatz. Nun kommt Hindernis, welches es in sich hat, eine Schräge. Viele Teams verwerfen dieses Hindernis oder rutschen seitlich in die Strohballen. Das gibt Strafpunkte. Cosma fährt sie seitlich im Bogen an. Kein Problem.
Aber Cosma reagiert sofort, lässt den Rover rückwärts den Hang hinunterrollen und gibt Hazel Anweisungen. Aus der Mondmission wird nun eine Rettungsmission. Beide haben nur ein Zeitfenster von 8 Minuten und danach ist der „Sauerstoff aufgebraucht“. Also müssen beide irgendwie den Rover in das Ziel bekommen. Nur so gibt es noch Punkte für eine erfolgreiche Rückkehr. Hazel steigt ab und schiebt. Cosma lenkt. Unsere Jungs flitzen mit ihren Kameras nebenher. Genau! Nur so kann es ein Weiter geben. Völlig ausgepowert und mit letzter Kraft bringt Hazel den Rover Ophelia mit Cosma an den Lenkhebeln in das Ziel. Beide sind nun wirklich ein Team und trotz allem überglücklich. Es gibt Wasser. Während der ersten Betrachtung des Schadens fällt auf, dass ein Teil fehlt. Es ist die Keilwellen-Nabe. Eben jenes Teil, welches festgeklebt war und nun ab ist. Die CFK-Welle ist komplett gespalten und auf keinen Fall mehr zu gebrauchen. Wenn man hier noch etwas retten will, brauchen wir aber diese Keilnabe. Es ist ein metrisches Teil, welches man hier in den USA nicht kaufen oder nur mit sehr viel Aufwand herstellen kann. Ich schicke Jesco und Leander zurück zum Berg, um das walnussgroße Teil zu suchen. Die beiden finden es tatsächlich zwischen dem Schotter, klasse!
Als das Getriebe ausgebaut und die Antriebe zerlegt waren, kamen auch schon die Mädels zurück und hatten tatsächlich etwas Passendes gefunden. Perfekt! Besprechung und ab damit zur Pit Area. Cosma managt das alles mit einem Dreher. Ich verschweiße und schleife die fertigen Teile dann und das Ergebnis sieht gut aus! Jesco und Leander bauen alles wieder ein. Alle sind stolz. Inzwischen ist der Platz leer geworden. Nur noch wenige Teams sind da. Wir sind fertig, müssen aber nochmal eine Testfahrt machen. Cosma und Leander sollen den Rover ordentlich belasten. Das tun sie auch und schon wieder schlägt die Hexe zu – heute zum 3. Mal. Eine Presspassung im Antrieb löst sich. So etwas kann eigentlich nicht passieren. Diese X-Passung haben wir mit den Schülern selbst geschrumpft, mit Wärme und Trockeneis. Nie kann so etwas aufgehen, aber doch tatsächlich. Es ist so. Die Überraschungen reißen nicht ab. Ich beruhige das Team. „Kein Problem, dann stehen wir morgen eine Stunde eher auf und schweißen das. Das kann ich auch ohne, dass wieder alles ausgebaut werden muss. Dauert nur 10 Minuten. Felix Schlang schickt eine Nachricht: „Test, fail, fix, repeat!“ Und genau das ist es, dies ist eine Tertfahrt, die trotz 18-jähriger Erfahrung immer wieder neues hervorbringt. Morgen ist ein 2. Versuch.
There are no translations available. NEU: ESA Generaldirektor Josef Aschbacher bekundete am 7.4.2025 per email seine Hochachtung und Interesse an dem Team und dessen Idee einen solchen Wettbewerb in Europa ins Leben zu rufen. Verhandlungen laufen bereits.
Ich habe versucht dies von den Schülern fernzuhalten, aber in diesem Jahr bin ich offen mit ihnen gewesen, eine Tatsache, die nicht leichtfällt. Deutlich messbar ist dieser neue Umgang bereits in dem immens gestiegenen Aufwand, Teammitglieder zu begeistern und zu gewinnen. Inzwischen sind es weniger die Schüler die sich als ungeeignet herausstellen, sondern vor allem Eltern und Schulen, die alles meinen besser wissen zu müssen. Dünnhäutigkeit ist das. Trotz allem, Brücken einreißen – nein, nicht mit mir. Wir bauen Brücken und erhalten diese so gut wir können. Das Lebern hier in der sich nach außen nun so anders erscheinenden USA aber geht weiter seinen gewohnten Gang. Die Leute in Alabama sind zuvorkommend, freundlich und gelassen, wie immer. Hin und wieder spricht man mal beiläufig und abwinkend über „einige Knaller, den man erleben musste“, lacht wieder und weiter geht’s. Oder man geht dem Gespräch ganz aus dem Weg. So kommen wir auch nachts nach 24 Stunden Reise in schwüler Wärme am Flughafen Huntsville an, werden vom NASA Ingenieur Terry empfangen, bekommen unseren Mietwagen und fallen nach 20 min Fahrt todmüde in die Betten. Die ganze Nacht gewittert es und das hörte bis Montagnacht nicht wesentlich auf. Wir sind mit einer Mindest-Besetzung von 2 Schülern gestartet und haben noch den 11-jährigen Jesco dabei. Er hat zwar nicht das erforderliche Alter von mindestens 14 Jahren, kann dank seiner technischen Erfahrung und Praxis aber als vollwertiges Teammitglied gelten. Er wird einfach gebraucht, wie man aus seinen Berichten auch lesen kann. Während der Vorbereitung auf dieses Rennen habe ich mich versucht auch auf unsere internationalen Beziehungen zu verlassen. Vor der Pandemie reiste ich als derjenige mehrfach um die Welt, der das Tor zur NASA für internationale Bildungsinstitutionen zusammen mit Prof. von Puttkamer aufgestoßen hatte. Aber die 1. und nun 2. Amtszeit von DT zeigen bereits deutliche Schäden, auch in den Regularien zu diesem Wettbewerb, womit der Wunsch auf einen neuen eigenen und vor allem für alle Teams fairen Wettbewerb in Europa mitschwingt. Es ist meine 18. Teilnahme und dies hier ist das 26. Team nach 46 mit Schülern gebauten Rovern. Es ist also nicht so, dass wir unerfahren sind. Dennoch ist die Einbindung einer Mitstreiterin aus Brasilien letzten Endes an deren Eltern gescheitert, die international nicht diese Erfahrung besitzen und von Angst besessen sind. Dafür aber funktionierte die Einbindung von Hazel, einer 18-jährigen Schülerin aus Washington DC. Sie besucht die McKinley Technical High-School als unseren langjährigen Bildungspartner in den USA und möchte Ingenieurin werden. Ihr Vater arbeitet bei der Flugsicherheitsbehörde FAA. Kennengelernt haben wir Hazel erst hier in Alabama, am Montag. Aber das ging schnell, dafür ist die Jugend ja bekannt. Die beiden Mädels, Cosma und Hazel sind gleichaltrig und verstehen sich mindestens so prächtig wie ich mit ihrem Vater. Und so beginnt nun zum 18. Mal in Folge ein Abenteuer, das längst unser Leben über 3 Dekaden bestimmt, viele exzellente junge Menschen hervorbrachte und dennoch nicht von allen undenkbaren Höhen und Tiefen verschont bleibt. Cosma fiel am Dienstag flach in das Bett mit einer Lebensmittelvergiftung, Hazel kämpfte am Mittwoch mit einer Migräne. Irgendwie fühlt es sich auch erstmals wie die letzte Teilnahme an, aber das kann auch nur ein Gefühl sein. Wir kämpfen hier seit 18 Jahren schon und jetzt wieder mal „Against All Odds“ (gegen alle Widerstände).
Morgen öffnet NASA zum 31. Mal die Tore zur NASA-Roverchallenge. Wir werden gleich um 12 Uhr unsere Boxengasse einrichten, denn für den Nachmittag ist ein Gewittersturm angesagt. Dann gibt es ein VIP-Dinner für alle Teams unter der hängenden Mondrakete Saturn V. Am Freitag und Samstag findet dann das Rennen statt, welches auch live auf Youtube übertragen wird. Die Award Zeremonie findet am Samstagabend, dem 12. April, also dem Tag der Raumfahrt mit dem 64. Jubiläum des Gagarinstarts statt. Drücken wir dem Team die Daumen! Youtube Live-Übertragungen: 06:00 Start at Leipzig Airport Sonntag, 6.4.25, Vorbereitung Montag, 7.4.25, Montage des Moonbuggys Dienstag, 8.4.25, Fertigstellung des Moonbuggys & Fotos Mittwoch, 9.4.2025. Exkursionen & Fotosessions, Mediaarbeit - 7 h Aufstehen Donnerstag 10.04.2025, Aufbau der Boxengasse NASA-Event-Schedule Sonntag, 13.04.2025, Zusammenpacken
There are no translations available. 20 Jahre International Space Education Institute
Im Alter von 3 Monaten war Cosma zum ersten Mal dabei, als das erste internationale Nachwuchsteam bei einem NASA-Wettbewerb mit teilnahm. Eingefädelt hatten das ihre Eltern Yvonne und Ralf Heckel zusammen mit dem in Leipzig geborenen NASA-Wissenschaftler Prof. Dr. Jesco von Puttkamer. Dieser war von 1998 bis 2012 Direktor der Raumstation ISS und sagte: „Wenn wir als Menschheit auf dem Mars landen wollen, dann müssen wir internationale Zusammenarbeit bereits mit der Jugend trainieren. Und deshalb setze ich mich dafür ein, dass internationale Teams auf diesem Wettbewerb teilnehmen können. Lasst mich nun nicht hängen!“ Aber was kommt nun?
There are no translations available. TV-Reports Foto-Archiv Blog (is in process)
Die damalige Pilotin Firine fuhr den Rover im Alter von 14 Jahren und besuchte ein Jahr zuvor das US-Space Camp, den SpaceX Start des Teleskopes TESS und mit ihrem Team die Embry Riddle University in Daytona, Florida. Heute ist Firine Bugenhagen 19 Jahre alt, studiert im 6. Semester Luft- und Raumfahrt an der TU-Delft und wird ab August dieses Jahres an die Embry Riddle University delegiert. Das ist dann bereits unsere 3. Studentin an dieser Eliteschule, aus der Astronauten und Raumfahrtingenieure hervorgehen. Wie man damit sieht, sind unsere Mitgliedschaft, die Ausbildung und Wettbewerbe nachhaltig und eine gute Vorbereitung für jene die weiterwollen. Das ist auch kein Wunder, denn wir wenden die Empfehlungen vom Prof. Dr. Jesco von Puttkamer an. Ungeplant kam die Pandemie mit dem Reisebann und der Krieg Russlands gegen friedliebende Menschen und die freie Welt dazwischen. Das mühsam aufgebaute immer überlegene multinationale Netz der Brücken zwischen den Nationen und Generationen hängt seitdem auf einer Seite empfindlich in der Luft. Nur schrittweise wird dieses Loch mit Asien, seinen Partnern, seinen Kontakten und Schülern ausgefüllt. Aber auch der Verlust der beständigen gemeinsamen Zusammenarbeit vor Ort führte zu einem Loch der Nachfolgegeneration bei unseren jüngeren Mitgliedern. Virtuelle Unterrichtseinheiten können Praxis, Hands-On und Face-To-Face nicht ersetzen. Die Rovernauts hatten es also während der Pandemie überhaupt nicht leicht. Es wurde mit Mindestbesetzung CAD gelernt, 3D-Druck und die Werkstatt ausgebaut, also das Feuer brennen gelassen. Aber zu einem Mitgliederzuwachs unter der jungen Generation führte das wegen des komplexer gewordenen Schulalltages nicht. Das Sommercamp 2023 war zwar intensiv und es kamen auch einige Schüler aus der Ferne, aber schnell wurde klar, dass das Homeschooling den Nachwuchs von der Praxis entfremdete. Es wurde absehbar, dass sich kein Team für die Konstruktionsanforderungen eins Rovers bilden konnte. Ersatzweise wurde dann 3D-Druck, Modellbau und die Erweiterung der Werkstatt mit Holzbau vermittelt. Das schuf dann eine gute logistische Basis, aber die Gruppe zerstreute sich im ausgehenden Sommer wegen der Entfernungen innerhalb Deutschlands wieder. Erst auf den letzten Pfiff und mit einem Aufruf in Presse und TV gelang es der Teamleiterin Cosma Heckel (heute 17 und zum letzten Rennen nur 12 Jahre jung) noch ein Team mit 2 weiteren Teilnehmern ihrer Berufsschule zusammen zu schweißen. Das passierte erst im Januar 2024, also bereits 6 Monate nachdem andere Teams bereits mit schriftlichen Arbeiten Punkte bei NASA sammelten und fleißig konstruierten. Wegen der beständig fortgeführten Weiterentwicklung zur Pandemie konnte das neue Team Rovernauts 2024 in den Winterferien schnell an Fahrt aufnehmen. Unterstützend standen schnell wieder die Unternehmen Dreherei Günter Jakob, Metallverarbeitung HOLL, Sattlerei Kübler, Sandstrahlerei Doerffer und die Firma Althaus Galvanik und Pulverbeschichtungen dahinter. Vor allem aber gewann das Team schnell Aufwind durch die Unterstützung der Handwerkskammer zu Leipzig und deren Einladung zur Mitteldeutschen Handwerksmesse Leipzig. Hier konnten Besucher begeistert und weitere Mitglieder der jüngeren Generation gewonnen werden. Eine richtige CAD- und Produktionsstraße wurde vor den 50.000 staunenden Messebesuchern betrieben und es konnte mitgemacht und mitgefahren werden. Binnen 10 Wochen konnte im Rekordtempo ein komplett neuer Rover in der seit Sommer 2923 neuen Werkstatt geschaffen werden. Hier half der immense 17-jährige Erfahrungsschatz des Vereines mit 45 gebauten und modifizierten Fahrzeugen genauso wie der erstarkende Erfolgswille des Teams. 2 Ferien gingen komplett drauf. Obwohl das Team bei den schriftlichen Vorbewertungen noch gar nicht mitmachen konnte, entschied man sich für die Fahrt zum Wettbewerb trotz des damit schlechten Scores von 35%. Am Tag der Raumfahrt, also dem 12. April 2024, ging es dann in den Flieger und ein Abenteuer mit 18.000 Flug- und 5.000 Fahr-Kilometern begann. Alle Ereignisse hielten die Teammitglieder in Berichten, Reels und mit Videos fest. Eine Linkliste gibt es oben und unten. Hier sind die Fakten: Die Teammitglieder Frederik Fichtner (17), betreut durch die Jesco von Puttkamer Schule seit 3 Monaten Co-Pilot, Multitool-Bediener, Fachabiturient, Karl-Heine-Schule Heidi Claus (18), betreut durch die Jesco von Puttkamer Schule seit 3 Monaten Fachabiturient, Karl-Heine-Schule, Technikerin, Trainerin Jesco Heckel (10), betreut durch die Jesco von Puttkamer Schule seit 6 Jahren, Grundschüler, 74. Grundschule - dann Gymnasium an der Quartiersschule Ihmelstraße, Techniker, Kameramann, erfahren in CAD und Technik mit Betreuung durch eine Tesla-Ingenieurin Weiblicher Rover namens OPHELIA Technische Daten des Rovers Änderungen seit 2019 Ergebnisse der Rovernauts unter 70 Teams Rovernauts das Team der Herzen Wie lief das Rennen? Das 2. Rennen war ein Gänsehaut-Event. Die beiden durchfuhren den schweren Kurs absolut souverän und perfekt, ohne Fehler und sammelten bei den Aufgaben alle Punkte. Sie trafen mit einem Zeitvorsprung von 3 Minuten! Im Ziel ein. Kein Team war schneller. Teams mit Null Fehlern und 100% Punkten waren 3 Minuten langsamer. Alle Teams und alle Rennställe waren fassungslos und interessierten sich ab diesem Moment für den Rover „Ophelia“ und die beiden Piloten. Zur Belohnung ging es auf NASA-Tour und zum Starship von SpaceX |